Standing Ovations für die schrille NoFit-State-Circus-Truppe aus Wales beim Winterfest: „Sabotage“ feiert das Leben und rebelliert gegen den Status quo.
Es ist bunt, es ist schrill und kann auch leise und düster sein: Mit „Sabotage“ eröffnete das Winterfest seine Pforten. Zugleich macht Salzburgs beliebteste Weihnachtstradition neben Christkindlmarkt und Adventsingen mit dem Programm der NoFit-State-Circus-Kompanie eine Ansage: 2024 darf es auch thematisch unbequem in der Manege werden. Da kommt die Truppe aus Wales genau richtig. In zahlreichen Mini-Sequenzen, die so farbenfroh und tiefgründig wie das Leben sind, fordern sie den Status quo heraus.
Gleich vorweg: Die Live-Band macht süchtig. „Sabotage“ wird von einer eigenen Musikgruppe begleitet und bewegt sich elegant zwischen den Genres. Je nach Stimmung passen sich die Songs den Acts in der Manege an – oder doch die Akrobatik der Musik. So genau lässt sich das nicht differenzieren, nur, dass die musikalische Untermalung unter die Haut geht und wunderbar harmoniert. Sogar dann, wenn sich die Musiker:innen unter das Zirkusvolk mischen.
„Sabotage“ ist wie eine Reise durch die Zeit. Mal wird hier Station gemacht, mal dort. Das spiegelt sich vor allem in den Kostümen der Darsteller:innen wider, die einen wichtigen Bestandteil bilden. Die Handlung selbst beschränkt sich auf bereits erwähnte Mini-Sequenzen; der große Zusammenhang fehlt – vermutlich, weil es die persönlichen Reisen sind, die diese Produktion prägen. Die Probleme und Privilegien, die die Akrobat:innen prägen, werden zu einem Teil des Programms. Was sich inklusiv anhört, ist es auch – und damit genau am Puls der Zeit.
„Sabotage“ beschäftigt sich mit Grenzen und Zugehörigkeiten und schafft das auf spielerische Art und Weise, die mit jener ungehörigen Leichtigkeit daherkommt, die den Akrobat:innen so eigen ist. Wer jetzt den Drang verspürt, sofort alles stehen und liegen zu lassen, um mit dem Zirkus durchzubrennen: Keine Angst, das ist nur der „Winterfest-Effekt“, der sich genauso verlässlich einstellt wie das Zirkusfest selbst. „Sabotage“ von NoFit State Circus bildet da keine Ausnahme.
Fotonachweis: Magdalena Lepka | Winterfest
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