Babette Mangolte. I = Eye – Kunsthalle Wien

Der performative Blick.

Babette Mangoltes Ausstellung I = Eye ist ab Dezember in der Kunsthalle Wien zu Gast.

Schönheit liegt im Auge des*der Betrachters*in. Kunst tut das auch. Sprichwörtlich, denn es ist das viel gerühmte Auge, das sich kritisch auf die künstlerisch-theatralen Objekte und cineastischen Kreationen richtet. Die Künstlerin Babette Mangolte widmet dem Phänomen ab Dezember in der Kunsthalle Wien ihre erste Einzelausstellung in Österreich. Die trägt bezeichnenderweise auch gleich das Sujet im Namen, I = Eye.

Porträt Babette Mangolte, © Kunsthalle Wien, 2016, Foto: David Avazzadeh

Das Interesse von B. Mangolte galt anfangs der Kunst-, Tanz- und Theaterszene der 1970er Jahre. Dabei fokussierte sie sich vor allem auf das urbane Feld und die ausgedehnten Landschaften der amerikanischen Westküste. Da Mangolte als weibliche Künstlerin in Frankreich wenig Chancen hatte, wir schreiben die späten 70er Jahre, zog es sie auf eine Reise in die USA. Dort traf die Künstlerin auf experimentelle Filmarbeiten, die es in dieser Form in Frankreich ebenfalls noch nicht gab. „Don’t dream it, be it“. Von der Kameraassistentin arbeitete sich Mangolte zur Kamerafrau hoch und wurde Teil der pulsierenden Kunstszene.

Wie sehr sich das I tatsächlich zum Eye wandelt, nicht nur auf lautmalerischer Ebene, wird alsbald deutlich. Mangoltes künstlerisches Schaffen der Vergangenheit kulminiert in ihrer Ausstellung mit dem der Zukunft. Die Künstlerin verbindet einzigartige visuelle Formen, die Einflüsse des Stummfilms, des amerikanischen Experimentalfilms und der feministischen Filmtheorie. Ein erstaunliches Konglomerat, aus dem die Künstlerin ihren ganz eigenen und höchst individuellen Stil schöpft.

Cineastische und choreografische Eindrücke.

I = Eye in der Kunsthalle Wien ist experimentell angelegt und macht sich Raum und Zeit als Medium zu eigen.

Babette Mangolte, Announcement Postcard for Stuart Sherman’s „Eleventh Spectacle“ „The Erotic“ (Vintage Print), 1978, © Babette Mangolte, Courtesy die Künstlerin und BROADWAY 1602 UPTOWN & HARLEM, New York

13 Filmsequenzen, die von akustischen Interventionen unterbrochen und auf vier separate Leinwände projiziert werden, bilden dabei das Zentrum. Standbilder vermitteln einen tiefen Einblick in die filmische Praxis der Künstlerin. Vor allem ihre Experimentalfilme brechen mit den Sehgewohnheiten und untergraben die aus klassischen Filmen bekannte Identifikation mit den Schauspielern*innen. Die „subjektive Kamera“ soll den Eindruck zwischen der Person hinter der Kamera und dem Gefilmten widerspiegeln, ihrem Motiv. Neue Möglichkeiten der Betrachtung entwickelt Mangolte in ihren Installationen anhand spezieller Präsentationsformen.
Die weiterentwickelte Version von TOUCHING arbeitet beispielsweise mit einer Auswahl von Bildern aus Mangoltes Archiv historischer Theater- und Performancefotografien. TOUCHING lebt ebenfalls das nomen est omen-Prinzip und lädt dazu ein, selbst aktiv zu werden; die Ausdrucke auf den Tischen zu berühren, umzuordnen, neu zu sortieren oder zu vergleichen. Außerdem zeigt I = Eye die bahnbrechenden Fotos, die die Künstlerin 1973 von Trisha Browns Performancestück ROOF PIECE machte und einige aus historischen Fotografien zusammengesetzte Diptychen.

Ein Unikat.

Babette Mangolte, Roof Piece on the High Line (Still), 2011/12, HD Video, 35 min, © Babette Mangolte, Courtesy die Künstlerin und BROADWAY 1602 UPTOWN & HARLEM, New York

Die Länge und der Aufbau der Ausstellung stellen eine Besonderheit dar, die die Künstlerin im Gespräch mit Kurator Luca Lo Pinto auf 6 Stunden 40 Minuten anberaumt. Allerdings wird vermutlich (fast) kein*e Besucher*in über diesen Zeitraum in der Ausstellung verweilen.  I = Eye oszilliert aber gerade durch seinen ungewöhnlichen Aufbau und die exzeptionelle Länge zu einem einzigen, großartigen Kunstwerk, das bei jedem Besuch neu erkundet und interpretiert werden kann. Der Einstieg in einen anderen Moment ist deshalb garantiert und ermöglicht immer wieder konträre Zugänge.

Luca Lo Pinto  betont die Novität von I = Eye. Auf den verschiedenen Bildschirmen werden nie gleichzeitig alle Filme und Töne reproduziert. Der*die Besucher*in bewegt sich stattdessen im Flow und erkundet die Ausstellung auf einer Ebene, die sich von bisher Bekanntem unterscheidet. Wer gerne davon Teil sein möchte, hat noch bis 12. Februar 2017 die Chance dazu. In der Kunsthalle in Wien.

 

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