Sex, Longings and E-Rock’n Roll. Tim Freitag frönen mit ihrem Single-Release CALL ME einem mitreißenden Geschwindigkeitsrausch.
„Zu mir oder zu dir?“ Die geflügelte Phrase stellt die neue Single von Tim Freitag gar nicht erst. Die Botschaft scheint klar, zu ihnen. Mit CALL ME laden die fünf Zürcher auf ein neues musikalisches Abenteuer ein. Sex, Longings and E-Rock’n Roll.
In Tinder-abgebrühten-Zeiten ist das mit emotionaler Nähe so eine Sache. Lieber Freundschaft Plus, als Nähe oder, Gott bewahre, eine richtige Beziehung. Alles kann, nichts muss also. Dieses lässige joie de vivre hat allerdings auch so seine Schattenseiten. Tim Freitags CALL ME greift die Problematiken auf und strickt ein musikalisches Netz voller Sehnsüchte, das tief blicken lässt.
Geschwindigkeitsrausch
Bereits die ersten musikalischen Beats werden von einer klaren Ansage begleitet. Das leicht verzerrte „So hard to love/ So hard to fight“ knallt düster und temporeich aus den Boxen. Wie eine Prolepse ist der Zweizeiler vorangestellt. Gleich darauf normalisiert sich der Ton, nicht aber die Geschwindigkeit. Janick Pfenningers Vocals begleiten in gewohnt lichter Tim Freitag Manier durch den Song und werden bisweilen von Achille Lietha, Carla Fellinger und Lena Minder komplettiert. Immer schneller und schneller wirbeln die Lyrics und lassen subtile Zweifel am Unverbindlichen aufkommen. „You only call me/ When you’re lonely/ And then you call me/ The only“.
Wie immer setzen Severin Graf, Nicolas Rüttimann, Lorenzo Demenga, Daniel Gisler und Janick Pfenninger, die als Tim Freitag firmieren, auch für ihren neuesten Release auf Content. Sprich statt fahler Plattitüden oder inhaltsbefreiten Ohrwürmern werden großen Emotionen ausgepackt und zu einer durchgängigen Story verschnürt. Das Ganze funktioniert auch ohne Video.
Die Leiden der jungen Millennials
Tim Freitag Fans müssen jetzt stark sein. Die neue Single wird ohne Video auf den Markt gebracht. Es gehe diesmal mehr um die Musik, erklärt Janick Pfenninger das Konzept. Tim Freitag wären nicht Tim Freitag, würde sie ihr Versprechen nicht auch umgehend einlösen.
Das musikalische Arrangement ergänzt die Lyrics vorbildlich. Das Tempo wurde bereits erwähnt, kein Beat wird hier verschenkt. Gleichzeitig greift die Instrumentierung den Text auf und fügt sich homogen ins große Ganze. Gänsehautstimmung in den Lyrics, „chills to the bone“ im Arrangement. Das persönliche Drama steht paradigmatisch für den Zeitgeist einer ganzen Generation. Jung, urban und dennoch irgendwie verloren. Die Leiden der jungen Millennials werden auf allen Ebenen zelebriert und schrauben sich immer weiter in die Höhe, bis sie sprachlos im Raum schweben. Das finale „You only call me, call me/ When you’re lonely/ Why don’t you call me, call me/ The only“ wird zum herzensschweren Höhepunkt mit abrupten Ende. Das scheint passend, schließlich sind universale Antworten ohnedies rar.
Der Single-Release ist ein Vorbote auf das erste Album von Tim Freitag. MONSTERS FOREVER soll am 13. März erscheinen. Selbstverständlich an einem Freitag. Band-Ehre verpflichtet. Man darf gespannt sein.
Fotonachweis: Nadja Stäubli
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