„Im Flatterland“ Premiere am Toihaus Salzburg
Habe Mut, dich deiner Fantasie zu bedienen: Im Toihaus Salzburg sorgt „Im Flatterland“ für Abenteuer im Kopf.
Es ist poetisch, es ist musikalisch und zugleich ziemlich abenteuerlich. Mit „Im Flatterland“ zeigt das Toihaus Salzburg wieder einmal, was es ganz besonders gut kann: Theater für Kleinstkinder und Erwachsene zu inszenieren, das der Reizüberflutung eine Absage erteilt. Neue Medien adiós, stattdessen wird mit einfachsten performativen Mitteln Entschleunigung betrieben und Alltagsgegenstände zur Kulisse einer abenteuerlichen Reise verwandelt, die die Fantasie beflügelt und schon kleinste Besucher:innen für das Theater zu begeistern vermag.
Atemlos durchs Flatterland
Alles, was „Flatterland“ dazu benötigt, sind zwei Performerinnen, eine Musikerin und einige Tücher. Daraus wird im Handumdrehen das Meer, das mal sanft, mal aufbrausend über die Bühne des Toihaus wogt. Agnes Distelberger und Elena Fancalanci lassen es kunstvoll zwischen sich gleiten und zu immer neuen Größen bauschen. In Kombination mit der musikalischen Untermalung von Yoko Yagihara entsteht ein Fest der Sinne. Elegant und behänd schlüpfen die Performerinnen dafür zwischen den Wellen hindurch und verleihen dem imaginativen Meer mit ihrem Atem einen ganz eigenen Auftrieb. Den Rhythmus des Wassers greift auch Yogo Yagihara mit ihren Instrumenten auf. Einmal laut an einen Marsch erinnernd, dann wieder sanft an einen Harry Potter Soundtrack angelehnt. Musik als Leitmotiv, das die Emotionen des Meeres und seiner mystischen Bewohner verstärkt. (Choreografie: Cornelia Böhnisch, Katharina Schrott / Choreografische Assistenz: Anna Bárbara Bonatto).
Kunstaffin und märchenhaft
Wunderschön auch der Auftritt des Meereswesen, das sich schlangenartig zur vollen Größe entrollt und dann ebenfalls in die Wellen eintaucht (Dramaturgie: Felicitas Biller). Die Produktion entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler Gerold Tusch, der bereits für „Ton“ dem Toihaus künstlerisch zur Seite stand und über die Materialität des Stoffs Auskunft gab (und früher übrigens mein Kunstlehrer war, Hallo an dieser Stelle 🙋🏻♀️). Kunstaffin sind auch die kleinsten Details aufeinander abgestimmt – vom penibel applizierten Bühnennebel, der in Symbiose mit dem Meer steht, bis zum großen Gesamtkunstwerk ganz am Ende der Vorstellung. Wenn dann plötzlich alles schwarz ist, dann trifft es das laute „hä?“ des kleinen Besuchers aus der ersten Reihe ganz besonders gut. Schon aus? Schade eigentlich, aber die nächste Fantasie beflügelnde Produktion folgt bestimmt.
Fotonachweis: Fabian Schober
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