Tempo Tempi

Tempo Tempi – BimBam Festival

Durch dick und dünn und Brahms Ungarischen Tanz No.5: „Tempo Tempi“ am Toihaus Theater feiert die Freundschaft und die Musik vor ausverkauftem Haus.

Die Harmonie trügt, wenn das Trio auf der Bühne sanftmütig nebeneinander aufgereiht dasteht und dem Publikum beim Einlass zusieht. Kaum hat jedes Kind sein Kissen gefunden und die Erwachsenen alle Sessel okkupiert, geht es auch schon rund auf der Spielfläche des Toihaus Theater. Dort feiert im Zuge des BimBam Festivals „Tempo Tempi“ Wiederaufnahme. Das Kinderstück ab 3 Jahren stammt aus der Feder von Yoko Yagihara (Stück & Konzeption) und gewann den STELLA*22 Award für „herausragende Musik“ – und das aus gutem Grund.

Herausragend ist hier vieles, ganz besonders aber die Begeisterung von Frau Alfine (Gudrun Plaichinger) und Frau Dacapo (Yoko Yagihara). Während die eine auf Ruhe und Gemütlichkeit setzt, kann es der anderen kaum schnell genug gehen. So schreitet Frau Alfine in wohlüberlegten Schritten über die Bühne und trippelt Frau Dacapo aufgeregt von vorn nach hinten und darüber hinaus. Dazwischen tummelt sich Ritter Tando (Raúl Rolón), der als Mittler versucht, die Wogen zu glätten. Die Beschuhung des Ensembles sorgt für die ersten Klänge: wohl sortiert, ungestüm und vermittelnd, ganz wie es den Charakteren auf der Bühne entspricht.

Auf Zuruf: „Tempo Tempi“

Das „Tempo Tempi“ auf zwei (oder waren es doch drei?) Worte reduziert bleibt, sorgt für zusätzlichen Spielraum für die Fantasie. Einzig gelegentliche „und“s sowie „nochmal“s brechen die musikalischen Ergüsse – und werden vom kleinen Publikum begeistert imitiert. Langweilig wird hier niemandem. Weder den großen Darsteller*innen, die die Zurufe ihrer jüngsten Zuschauer Augen zwinkernd aufgreifen, noch dem Rest des Publikums. Das ist schließlich live dabei, wenn sich Frau Alfine und Frau Dacapo um die Tempi zoffen und dabei für jede Menge Krach sorgen. Aber keine Angst, so richtig eskaliert es natürlich nicht. Schließlich ist da ja noch Ritter Tando und die Musik.

Musikalisch greift das Spiel von Gudrun Plaichinger, Yoko Yagihara und Raúl Rolón Brahms Ungarischen Tanz No.5 auf. Dafür tasten sich die drei mit ihren Instrumenten peu à peu aneinander heran. Was sich zuerst wirr anlässt, gewinnt immer mehr an Struktur. Am Schluss tönt es wunderbar, wenn Geige, Klavier und Gitarre zueinander gefunden haben und zwischen den Tempi variieren. Dass dann noch eine Zugabe drin ist, scheint selbstverständlich für das musikalische Trio, das mit „Tempo Tempi“ eine wunderbare Reise durch Brahms Ungarischen Tanz hingelegt hat. Da capo!

 

Fotonachweis: Mark Daniel Prohaska

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