Theater ecce verzaubert mit „Mio, mein Mio“
Märchenhaft, berührend und voller Fantasie: Theater ecce bringt Astrid Lindgrens Klassiker „Mio, mein Mio“ mit einer inklusiven und modernen Inszenierung auf die Bühne.
Ein Waisenjunge, verzaubertes Federvieh, ein fliegendes Pferd und ein Ritter, der niemandem Gutes möchte. Klingt märchenhaft? Ist es auch. Theater ecce inszeniert Astrid Lindgrens berühmtes Kinderbuch „Mio, mein Mio“ in der Regie von Reinhold Tritscher und verwandelt die Bühne des Oval im Europark in eine märchenhafte Anderswelt (Bühne: Alois Ellmauer, Kostüme: Viktoria Semperboni).
Ein modernes Märchen mit Feingefühl
„Yo, das ist unser Grätzl, unser Kiez“ – so oder so ähnlich rappt der düstere Haufen jugendlicher Tunichtgute, als sie Bosse und Freundin Benka (Pamina Milewska & Kristin Henkel) in die Zange nehmen. Aber auch sonst hat es das Waisenkind nicht leicht: Es fristet sein Dasein bei Zieheltern. Bereits hier wird deutlich, dass Reinhold Tritscher (Regie) umsichtig mit dem Stoff hantiert. Das Original bleibt größtenteils unangetastet, wird jedoch subtil modernisiert.
Bosse und Benka werden von Schauspielerinnen dargestellt, und obwohl es ein Leichtes gewesen wäre, ihnen neue Namen zu geben, wurde Astrid Lindgrens Entscheidung nicht angetastet. Stattdessen sind es nun die starken Mädchen, die sich ins Abenteuer stürzen. Pamina Milewska verkörpert gelungen die traurige und verlorene Bosse, während Kristin Henkel mit ihrer Figur Lebensfreude versprüht, als gäbe es kein Morgen. Ausgelassen springt sie auf der Bühne umher und ruft begeistert: „Du weißt aber auch gar nichts, Mio.“ In den verwandelt sich nämlich Bosse, als er auf die Reise geht und seinen wahren Vater findet, den Herrscher des Landes der Ferne.
Akrobatik und Poesie
Die Reise wird auf beeindruckende Weise durch Aerial- und andere Akrobatik dargestellt. Malin Brandl schwebt, nur an einem Ring in den Haaren gehalten, über die Bühne, und auch Pamina Milewska zeigt ihre Wurzeln im Akrobatikfach. Die Bilder, die die beiden zusammen mit Kristin Henkel erschaffen, sind wunderschön und märchenhaft. Diese verzaubernde Komponente wird durch Nane Frühstückl verstärkt, die nicht nur die Live-Musik liefert, sondern – so darf vermutet werden – auch für die Kompositionen verantwortlich ist. Und diese haben es wirklich in sich: vom „Yo“-Rap der Gassenjungen über den Song der Weberin bis zu den märchenhaften Melodien, die das Stück leitmotivisch durchziehen.
Vielfalt auf der Bühne: Mio, mein Mio
Die Anderswelt wird durch die musikalische Inszenierung greifbar. Das Publikum taucht ab und verliert sich im Hier und Jetzt.
Das Besondere an dieser verkehrt-verrückten und dennoch am Original orientierten „Mio, mein Mio“-Inszenierung ist aber auch der Einsatz eines inklusiven Ensembles. Dafür ist Theater ecce bekannt – und es zählt zu seinen großen Stärken, nicht nur auf professionelle Schauspieler:innen zurückzugreifen, sondern auch auf Akrobat:innen und ambitionierte Laiendarsteller:innen. Ein Ensemble, das genauso bunt und divers ist wie die poetische Welt von Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker. Was sie alle eint, ist die unglaubliche Spielfreude, mit der sie diesen Stoff auf die Bühne bringen.
Fotonachweis: Foto Flausen | Theater ecce
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