Die Sache mit dem Glück

Kürzlich bin ich über eine ziemlich ansprechende Rezension des Romans „Die Sache mit dem Glück“ von Matthew Quick gestolpert. Der Beitrag war sogar so vielversprechend, dass ich den Roman danach unbedingt lesen wollte. Sofort. Am liebsten bereits gestern. Da ich ihn allerdings in keiner Bibliothek ausfindig machen konnte (natürlich handelte es sich um eine Neuerscheinung), bestellte ich ihn auf anderem Weg. Selbst ist die Leserin – allerdings eine Rarität, da ich weder über unbegrenzte finanzielle Mittel, noch über unlimitierten Raum verfüge (auch wenn ich heimlich schon immer von einer eigenen Bibliothek träume). Dass ich diesen Roman wirklich, wirklich, WIRKLICH lesen wollte, zeigt sich übrigens auch daran, dass ich doch tatsächlich versehentlich die deutsche Variante einpackte. Das passiert, wenn die Gier überhandnimmt und sich das Gehirn ausschaltet. Nachdem ich jetzt also stolze Besitzerin einer deutschen Hardcover-Version bin (!!!), sollte der Roman besser gefallen. Und das tut er. Ziemlich sehr sogar. „Die Sache mit dem Glück“ färbt ab.

„Lieber Richard Gere“ – Bartholomew ist 39 und unvermutet auf sich alleine gestellt, als seine Mutter stirbt. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man bisher weder eine eigene Wohnung, noch einen Job hatte. Allerdings findet Bartholomew in der Unterwäschenschublade seiner Mom einen Brief von Richard Gere, in dem er zum Protest der Olympischen Spiele 2008 in Peking aufruft, wegen Tibet. Er beschließt, dem Schauspieler zu schreiben und von seinem Leben zu berichten. Was folgt sind amüsant heitere 331 Seiten voller Erfolge und einiger Niederschläge. Wobei ich gestehen muss, dass die ersten Seiten des Romans widersprüchliche Gefühle auslösen. Irgendwie ist Bartholomew ein recht simpler und unglaublich naiver – aber auch sehr sympathischer – Zeitgenosse. In seinem einseitigen Briefwechsel mit Richard Gere erörtert und praktiziert er erstaunlich scharfsinnig die Botschaften und Theorien des Buddhismus, wendet C.G. Jungs These der Synchronizität an (die mir übrigens unglaublich bekannt vorkommt – manche nennen sie auch „Zufall“) – die aber selbstverständlich stets an der Oberfläche verweilen – und lebt die Glückstheorie seiner Mom: „Das Glück des Augenblicks“. In dem Moment, wo jemanden etwas Schlimmes widerfährt, darf irgendjemand anderer sein größtes Glück erleben.

Wenn man daran glaubte – oder vielleicht auch nur so tat, als ob -, nahm man das, was passiert war, nicht mehr als so schlimm wahr, egal, ob man damit richtig lag oder nicht. (…) Babys kommen genau im selben Moment zur Welt, in dem Menschen sterben; Menschen gehen fremd, während Brautpaare einander tief in die Augen schauen und sagen: „Ja, ich will“; Menschen unterschreiben Arbeitsverträge, während andere entlassen werden; ein Vater geht mit seinem Sohn zu einem Baseballspiel, während ein anderer Vater beschließt, nie wieder nach Hause zu seinem Sohn zurückzukehren;“ (184f)

„Die Sache mit dem Glück“ ist eine kleine verschriftlichte Variante von „Happy Go Lucky“ – ein absoluter Feelgood-Roman. Der Ich-Erzähler, der in brieflicher Form mit Richard Gere kommuniziert, (was mitunter etwas Voyeuristisches an sich hat; so als würde man zufällig auf einen fremden Briefwechsel stoßen und ihn heimlich lesen,) ist ein sympathischer und immer optimistischer Außenseiter, der sich bald sein erstes Lebensziel steckt. Er möchte mit der Jungthekarin – ein Neuzuwachs in der städtischen Bibliothek – etwas trinken gehen. Ein ziemlich großes Unterfangen für jemanden, der noch nie Freunde hatte und der schon Schweißausbrüche bekommt, wenn er nur daran denkt, sie dafür auch ansprechen zu müssen. Ob er es schafft? Selber nachlesen. Es lohnt sich. Nach den ersten paar Seiten beginnt man sogar, über Bartholomews unwahrscheinlich große Naivität hinwegzusehen. Das Ende birgt dann übrigens tatsächlich noch einige Überraschungen, die man so im Laufe des Romans nicht erwartet hätte.

Fazit? Selten werden Lebensweisheiten auf so spielerische, einfache Art nebenbei vermittelt, wie in „Die Sache mit dem Glück“, die natürlich bei aller Liebe immer nur an der Oberfläche verharren; ja, auch nur dort verharren können. Ein großes Wohlgefühl ist inkludiert. Und das sicherlich nicht nur bei der Verfasserin dieser Zeilen.

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