Bauschuttromantik – Franziska Krug

Performative Bauschuttromantizismen

Franziska Krug ist zurück – mit ihrer erfrischend offenen Kein-Blatt-vor-dem-Mund-Attitüde und einem zweiten Buch: BAUSCHUTTROMANTIK. Das präsentiert die Autorin gewohnt unkonventionell am 13. Oktober 2017 im Shakespeare Salzburg.

Ein One-Hit-Buch-Wonder? Kommt für Franziska Krug nicht in Frage. 2015 gewann die Exil-Deutsche und Wahl-Salzburgerin, die sich selbst nicht festlegen möchte („Exil-Deutsche. Fortuna’s Salzburg, whatever“), den Literaturwettbewerb WIR LESEN UNS DIE MÜNDER WUND. 2016 präsentierte sie das Resultat, die Publikation ihres Erstlings ABRIßFUNKEN. Weil Krug ihren Leser*innen aber gerne einmal pro Jahr etwas Neues gönnt, darf 2017 nicht buchlos verstreichen. Stattdessen folgt BAUSCHUTTROMANTIK auf die Abrissbirne.

Nach dem ‚Abriss‘ der ‚Bauschutt‘, das schreit doch nach Fortsetzung, oder? Freimütig räumt Franziska Krug ein, „ja, eigentlich schon. die beiden titel passen sehr gut zueinander, sie sind die ersten einer langfristigen idee. thematisch ist die bauschuttromantik deshalb eine fortsetzung der abrißfunken, da beide meine schriftstellerische entwicklung offenlegt. nein, eigentlich nicht, aber irgendwie doch. abrißfunken hat nicht unbedingt einen roten faden, darum kann die bauschuttromantik nicht fortsetzend wirken. b ist der folgebuchstabe von a, darum geht es mir bei der langfristigen idee. ich bin erst am anfang vom alphabet.“

Zugegeben, es wäre leicht, der Autorin durch ihre Titelwahl spätestens an dieser Stelle eine Fixierung für den Bau zu unterstellen. Zufall oder eben doch ein Faible für die Baustelle? „haste mich erwischt. die abrißfunken habe ich mit meiner heimat erklärt, die ich stark mit abrißhäusern und bahnhofsgeländen in verbindung bringe. ich habe mit 18 oder 19 für 5 wochen auf dem bau gearbeitet, kabel auf einer großen baustelle in münchen ziehen. das hat mir voll getaugt und mir wurde später bewusst, dass ich diese arbeit oder die eines kfz-mechanikers in meinem nächsten leben machen sollte. vielleicht habe ich so etwas in meinen vorherigen leben getan oder hätte es tun sollen, weil diese beschäftigungen für mitmenschen auch essentiell sind. nun bin ich schneiderin geworden, damit diene ich den menschen ebenso grundsätzlich und mache ihnen freude. seitdem ich mich mit arf und bsr beschäftige [Anm.: Abrissfunken und Bauschuttromanik], spüre ich an zahlreichen stellen einer stadt meine assoziierten, heißgeliebten orte. während der zusammenarbeit mit meiner freundin und schauspielerin anna k.f. geht meine leidenschaft so weit, dass sie selbst an jeder baustelle stehenbleibt und sich eine geeignete scherbe für unser theaterstück am 13.10.17 heraussucht. denn nicht jede scherbe passt zum thema. die scherbe muss aussehen wie etwas, was man mit bauschutt in verbindung bringen kann und hat einen umfang zwischen 30 und 65 cm. da ist wieder der bau, eine kiste mit schuttteilen, die auf den boden fällt und ein buntes muster hinterläss/ßt. so in etwa wird die bauschuttromantik in ihrem vorwort beschrieben. darum geht es, fragmente bilden ein ganzes, es ist wie großer schutt in asche.“

Danach gefragt, wie die kreativ wortvernarrte Autorin ihren Roman beschreiben würde, sprudelt ein wilder stream of consciousness aus Franziska Krugs Fingern: „name spricht für sich, wer sich darunter nichts vorstellen will, ist bauschutt und die liebe zu ihm und den scherben in meinem kopf, die nach außen kommen und nach liebhabern suchen“. Tatsächlich jongliert Krug gerne mit Wörtern; sie pfeift auf Konventionen und Regeln. Stattdessen stapelt sie das Wortmaterial wie Bauklötze, nur um sie im gleichen Atemzug umzuwerfen und zu dekonstruieren. Krug experimentiert auf frische, innovative Weise mit den „scherben“ aus ihrem Kopf. Diese Fragmente sind auch Thema der Buchveröffentlichung. Es darf davon ausgegangen werden, dass es sich dabei um keine herkömmliche Lesung handelt. Wäre ja auch irgendwie langweilig und im Fall der Wahl-Salzburgerin wie achtlos entsorgter Bauschutt. Nein, im Shakespeare wird die Autorin aus dem kreativen Vollen schöpfen und jede Menge Staub aufwirbeln.

Franziska Krug will am 13.10.2017 um 20:00 Uhr ihren Gästen im Shakespeare mit BAUSCHUTTROMANTIK einen unvergesslichen Abend bescheren. Den Auftakt liefert bereits das Datum, auf das die Autorin gleich verweist. Der 13. Oktober sei schließlich der einzige Freitag der 13. im ganzen Jahr. Macht Sinn, dass sie sich genau dafür entschieden hat. Über den Ablauf ihres Wort affinen Events aka Buchpräsentation mit Performance verrät die Autorin vorab, „sie [Anm.: die Gäste] erwartet ein abend im shakespeare, den es nur 1x zu erleben gibt. er ist grundlegend in zwei teile ausgebaut. wie zur letzten veranstaltung im mark gibt es sekt bis zum abwinken. irgendwann will man davon nichts mehr trinken 🙂 erster teil ist literarisch, dezent formell und experimentell. zweiter teil wird musikalisch anspruchsvoll mit zwei live-acts aus berlin, salzburg und wien sowie der salzburger dj-fame ornella.“ Na, zu viel versprochen?!

 

Fotonachweis: Franziska Krug & Jarmoluk | Pixabay

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