ARGEkultur: ab 09. September 2020

„Lust auf Komplexität, Lust auf Diskurs“: Die ARGEkultur startet am 9. September mit dem neuen Programm.

Lebe lieber ungewöhnlich. Auf keine Einrichtung scheinen diese drei Worte besser zuzutreffen als auf die ARGEkultur und das bitteschön seit 39 Jahren. Richtig gelesen, nächstes Jahr feiert das größte freie Kulturzentrum Salzburgs seinen 40er. The Big 4 oh! Gratulanten müssen sich aber noch etwas gedulden. Wir schreiben schließlich erst 2020 und das hatte es bisher bekanntlich faustdick hinter den Ohren. Die ARGE lässt sich davon nicht aus dem Konzept bringen. „Wir planen nicht in Spielzeiten, sondern in Jahresprogrammen“, erklärt Sebastian Linz, seit 2018 ihr künstlerischer Geschäftsführer. „Insofern geht es bei uns im September genauso weiter, wie ursprünglich geplant. Einen Post-Corona-Spielplan wird es aber nicht geben; wir sind ja noch immer mittendrin in der Pandemie – und das wird man, Stand jetzt, deutlich sehen bei den Veranstaltungen im Herbst.“   Open Mind Festival 2019 | (c) michaelgroessingerfotografie

Spartenübergreifend und heterogen: ARGEkultur

Die ARGEkultur ist in Salzburg so bekannt wie ein bunter Hund. Auch bei all jenen, die vielleicht nicht regelmäßig ins Theater gehen und auch ganz gut ohne Konzerte leben können. Das liegt an der besonders breiten Aufstellung des Hauses, das mit seinen unterschiedlichen Sparten so ziemlich alle kulturellen Bedürfnisse und Wünsche abdeckt. Sebastian Linz sieht das ähnlich. „Die ARGEkultur zeichnet sich besonders durch ihre Heterogenität aus. Theater / Tanz / Performance, Medienkunst, Musik, Kabarett, Text / Diskurs, Vermittlung – das Programm der ARGEkultur besteht aus vielen Bereichen, etwa 380 Veranstaltungen waren es im vergangenen Jahr. Genauso heterogen sind ‚unser‘ Publikum und ‚unsere‘ Künstler*innen. Das ganze Programm, überhaupt die ganze Ausrichtung der ARGEkultur ist eine gesellschaftspolitisch aktive – deshalb versuchen wir auch ganz stark, die Vielfalt aller Veranstaltungen miteinander in einen produktiven Dialog zu verwickeln und so die Komplexität der Gegenwart und die Lust an der Auseinandersetzung mit relevanten Themen und Ästhetiken zu vermitteln.“michaelgroessingerfotografie

Veranstaltungstipps

Mainstream? Ist durchaus relevant, aber die ARGE bietet eben auch mehr. Zwei Projekte liegen Sebastian Linz diesen Herbst dabei besonders am Herzen. „Da ist zum einen unser biennales stART-Projekt CORPUS – STADT, das wir gemeinsam mit dem oenm realisieren. Die Komponisten Marco Döttlinger und Alexander Bauer haben field recordings in den peripheren Salzburger Stadtbezirken aufgenommen. Die ortsspezifischen Klänge, scheinbar musikferne Geräusche, menschliche Stimmen setzen sie in Verbindung mit den Musiker*innen des oenm und bringen damit die Altstadt in Resonanz. Man könnte auch sagen: Im Zentrum erklingt das meist überhörte Klanggeschehen der städtischen Peripherie. – Das Ganze ist so eine Art musikalischer Flashmob. Wann und wo genau das Projekt stattfinden wird, erfährt man erst kurz vorher.“Open Mind Festival 2019 | Get well soon | (c) michaelgroessingerfotografie

„Das andere ‚Projekt'“, so Sebastian Linz weiter, „ist natürlich unser OPEN MIND Festival, das wie jedes Jahr im November stattfinden wird. Wir haben uns letztes Jahr mit den Krisen- und Abschiedsnarrativen der Gegenwart beschäftigt, BYE BYE EVERYTHING? wäre sicher auch ein passendes Motto für dieses Jahr gewesen. Stattdessen beschäftigen wir uns dieses Jahr aber mit einem Thema, das durch die Corona-Krise in aller Deutlichkeit virulent geworden ist, mit dem Komplex von Besitz, Macht und Hegemonie. WEM GEHÖRT DIE WELT? Dabei geht es um ökonomische, ökologische und (post-)koloniale Fragestellungen, u.a. mit Performances von Showcase Beat Le Mot, Silke Huysmann und Hannes Dereere sowie Flinn Works. Dazu viel Diskurs und Musik.“

Kritisches Hinterfragen statt bloßer Berieselung

Ab 9. September startet die ARGEkultur wie geplant mit ihrem Programm. Sebastian Linz hofft, dass das Publikum Lust darauf hat, sich in diesen schwierigen Zeiten nicht nur gut unterhalten zu lassen, sondern sich gerade jetzt und auch weiterhin kritisch mit der Welt auseinanderzusetzen. „Und natürlich wünschen wir uns auch, dass das Publikum vor, während und nach den Veranstaltungen bei den ganzen Corona-Regelungen mitmacht, zu deren strenger Umsetzung wir verpflichtet sind. Aber in beiden Fällen sind wir bester Hoffnung …“

Zum Spielplan der ARGEkultur

 

Fotonachweis: Michael Groessinger Fotografie (im Beitrag), Johannes Amersdorfer (Sujet)

 

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