Ich bin bewundernde und absolute Jane Austen – Verehrerin. Ich habe so ziemlich alles von ihr gelesen, was es da so von ihr zu lesen gibt. Das inkludiert auch Teile des Briefwechsels zwischen Jane Austen und ihrer Schwester Cassandra (höchst amüsant). Keine anderen Bücher in meinem Besitz sind dermaßen zerlesen, wie meine Austen Favoriten. „Persuasion“ kann ein Lied davon singen und nachdem sich immer mehr Seiten lösen und der Band beinahe nur noch aus davonfliegenden Blättern besteht, sollte ich vermutlich einmal in die eine oder andere neue Ausgabe investieren.
Ich muss das vorausschicken, um zu erklären, warum ich letztens in der Bibliothek beherzt zugriff, als ich „I was Jane Austen’s best friend“ von Cora Harrison entdeckte. Und dadurch unabsichtlich zu einem Jugendbuch griff. Letzteres war mir nicht bewusst, Ersteres war ich als eingefleischte Jane Austen – Verehrerin, die eine natürlich Aversion gegen literarische Trittbrettfahrer hegt, sehr skeptisch gegenüber eingestellt. In der spärlich bestückten englischen Abteilung der Stadtbibliothek herrscht allerdings eine generelle Ebbe an Auswahl, ergo nimmt Leserin, was Leserin eben zwischen ihre Finger bekommt. Und wenn das dann einen Hauch von Jane Austen beherbergt, ist das umso schöner. Im Fall von „I was Jane Austen’s best friend“ hoffte ich zumindest auf vergnügliche Momente, dem Cover nach zu urteilen (weiß, rosa, blumig und irgendwie auch Glitter), tippte ich ohnehin auf sehr leichte Chick-lit Unterhaltung.
Spätestens nach der zweiten Seite ahnte ich, dass ich tatsächlich Jugendliteratur vor mir hatte (um, falsch einsortiert?). Der Stil ist denkbar einfach und einmal mehr in Tagebuchform konzipiert. Irgendwie scheinen ich das momentan anzuziehen (siehe -> „Die Sache mit dem Glück“).
Zwei Teenager (Jenny und eine nicht wirklich [Halleluja!] autobiographische Jane) begeben sich auf die Suche nach ihrem ganz persönlichen Helden. Jane ist natürlich die Draufgängerin, Jenny handelt wohlüberlegter. Und ja, C. Harrison hat sich an historischen Fakten orientiert, aber nur sehr marginal (zu wenig ist von einer jugendlichen Austen bekannt) und sie deshalb auch fantasievoll erweitert. Tatsächlich ist es schwer, die 15jährige fiktive Jane mit der weltberühmten Autorin in Einklang zu bringen, die auch hunderte Jahre später noch Menschen auf der ganzen Welt mit ihrer Literatur entzückt. Allerdings kann man Harrison nicht vorwerfen, dass sie es nicht zumindest versucht hätte. Es bleibt bei diesem Versuch. Ein netter Touch sind auch die bisweilen etwas angestrengt wirkenden Parallelen der einzelnen Familienmitglieder zum bekannten Jane Austen Figurenarsenal. So ist es natürlich keinesfalls verwunderlich, dass Reverend Austen zu einem großen Mr. Bennet oszilliert und Janes lebensfrohe Brüder zu anderen Pride and Prejudice Kopien werden. Das kann man goutieren oder eben nicht. Spätestens als Mr. Darcy in Form eines Offiziers Einzug hält, ist das Ende ohnehin bereits vorweggenommen. Harrison scheint sich in diesem Fall selbst zu spoilern und mitunter wäre weniger Austen Roman in einem Roman, der um genau dieses Thema kreist, spannender.
Die Unterhaltung ist trotzdem kurzweilig und ich wünsche der Autorin viele LeserInnen, die noch keine Ahnung von Jane Austens bekanntestem Roman haben. Ich hingegen muss jetzt ganz dringend an mein Buchregal und dem Drang zu „Persuasion“ nachgeben. Der Gedanke verfolgt mich schon, seit ich an Jenny Züge von Anne Elliot bemerken durfte (und um an dieser Stelle Dickens Oliver Twist zu zitieren „please Sir, I want some more“).
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