Karista McFeer – Manuela E. Riegler

Sprung durch die Welten

Manuela E. Riegler setzt mit ihrem Erstling KARISTA MCFEER auf entgrenzte Fantasiewelten, alte Mächte und jede Menge Romantik.

Romane stehen in dem Ruf, Pforten zu anderen Welten zu öffnen. Die einen mehr, die anderen weniger. Auf eine besonders fantasievolle Variante setzt Manuela E. Riegler mit ihrem literarischen Erstling KARISTA MCFEER im Novum Verlag. Karista ahnt bereits, dass sie zu Höherem berufen ist. Als eines Tages ein fremder Krieger auf der Suche nach einem Heiler auftaucht, weiß sie sofort, dass sie die Auserwählte ist. Gemeinsam machen sich die beiden auf den Weg zu den Sehern, um die Welt der roten Dame zu retten, und müssen auf ihrer Reise allerlei Abenteuer bestehen.

Fantastische Sphären

Angesiedelt als Historienroman ohne Historie, also zeitlich nicht konkret zuordenbar, kreierte die Autorin gleich zwei neue Welten. Die eine ist die von Protagonistin und Namensgeberin Karista McFeer: Jung, schön und zufällig noch Heilerin, die mit Bäumen, Tieren und allerlei Fabelwesen sprechen kann. Was im tatsächlichen Mittelalter schon per se ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre, stört Historienautoren*innen und ihr Publikum wenig. Es hilft allerdings, dass Manuela E. Riegler klugerweise von jeglicher konkreten Benennung Abstand nimmt und lieber ins Fantastische tendiert.

Karista ist die Heldin, die natürlich einen Helden benötigt, soviel Romantik muss sein. Deshalb wird ihr Zarok zur Seite gestellt. Ein höflicher junger Mann ohne vordergründig übernatürliche Kräfte, dafür aber mit jeder Menge unterdrückten Energien, die irgendwann ein Ventil finden müssen. Dazwischen ein kompaktes Ensemble an Nebenfiguren, die den interessanten Welten-Mix von KARISTA MCFEER akzentuieren. Denn genauso divergent und mysteriös wie die eigentliche Hauptwelt erscheint auch ihr Personal: Die Charaktere oszillieren bereits durch bloße Nennung zwischen Fantasie und Realität. Steffen, Andres oder Anna-Maria bilden Anker zum deutschen Sprachraum und (alt)irische Einsprengsel sind Conner oder McFeer. Zusätzlich ergänzen kreative Neuschöpfungen das Namen-Sammelsurium des Romans. Als kleines humoriges Detail findet selbst Gawein und damit das literarische Mittelalter Eingang, wenngleich der Held zahlreicher Âventiuren in KARISTA MCFEER einer anderen Tafelrunde angehört, nämlich der der Katelaren. Wieder so ein fantastischer Begriff mit impliziten Versprechen auf mehr.

Sprachliche Eigenheiten

Sprachlich versiert, führt Manuela E. Riegler selbstsicher in eine abenteuerliche Welt, die sich nicht so einfach beiseite legen lässt. Der moderne Sprachduktus, der immer einfließt, ganz egal wie bemüht zeitgenössische Autoren*innen dagegen anarbeiten, verhindert ebenfalls die konkrete Ansiedlung im Mittelalter. Manuela E. Riegler scheint das wenig zu kümmern. Unbeirrt hält sie an ihrem offenen Stil fest, der vor allem bei Freunden*innen von blumigen Weisen auf sehr viel Gegenliebe stoßen wird. Die anderen konzentrieren sich indes auf die fantastischen Welten, die die Autorin bildstark und farbenfroh konstruiert. Vor allem das Handelsstädtchen Toxaran mit seinen außergewöhnlichen Regeln bietet dem staunenden Leser*innen-Auge so einiges; halb Basar, halb Märchenwelt lädt die rurale Stadt mit dem Hauch von Orient zum Verweilen ein.

Interessanterweise wird dann just die oft bemühte „andere Welt“ der roten Dame großzügig ausgespart. Die anfängliche Vorfreude wächst und wächst, aber Seite um Seite wird die Ankunft der beiden Helden in der Zauberwelt verzögert. Nun ist es ja oft so, dass das beste bekanntlich zum Schluss folgt; aber genau dieser literarische Kniff überdehnt den Spannungsbogen ein Stückchen zu weit. Das Resultat ist ein leider zu kurzer Abstecher zur roten Dame, was schade ist. Schließlich ist dieses fantastische, bedrohte Utopia noch fantasievoller und spannender angelegt als die normale Welt von Karista und Zarok.

Die zahlreichen Handlungsstränge, die am  Schluss offen bleiben, sprechen ihre eigene Sprache: KARISTA MCFEER ist erst der Anfang einer Serie, die Manuela E. Riegler vermutlich in mehreren literarischen Etappen bilden wird. Leser*innen dürfen also gespannt sein, da kommt noch mehr…

Manuela E. Riegler: Karista McFeer, Novum Verlag, 2016, 348 Seiten, 23,90 Euro.

 

 

Fotonachweis: Veronika Zangl

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