MotzArts Gespür für Satire und Ironie.
Zum 35. Mal findet das MotzArt Kabarett Festival der ARGEkultur statt. Ready, steady, go? Ab Samstag, 28.01.2017 ist es wieder so weit. Eine ganze Woche lang. Freude!
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Verkündet zumindest ganz gerne der viel gerühmte Volksmund. Satire und Ironie sind die klugen Subformen des gemeinen Humors. Um sie zu fassen, sollte zwischen den Zeilen gelauscht werden. Denn üblicherweise ist nichts so, wie es im ersten Augenblick vielleicht den Anschein erregt.
Satire und Ironie sind die beiden Königsdisziplinen des humorigen Genres, denen sich auch das 35. MotzArt Kabarett Festival verschreibt. (Happy 35. Geburtstag!). Das von der ARGEkultur initiierte Satire-Festival will dabei mehr als nur ein heitere Zusammenkunft von verschiedenen Künstler*innen sein. Eine Woche beschäftigen sich die Interpreten*innen deshalb auch intensiv mit dem Zustand der Gesellschaft – und das auf höchstem Humor-Niveau. Markus Grüner-Musil nennt Satire einen „Wasserstandsmelder“, der über die eigene Zeit Auskunft gibt. Sie spiegelt das politische Leben, die Moralvorstellungen, den Zustand der Menschlichkeit im Sozialen wie im Privaten. Gerade in schwierigen Momenten hat Ironie laut Grüner-Musil eine besondere Bedeutung. Der ironische Blick erfordere ein genaues Hinsehen und ein unbedingtes Zulassen. „In dem ich mich über etwas lustig mache, ist es mir nicht mehr gleichgültig, sondern wichtig!“
Der kleine MotzArt Kabarett Festival-Guide 2017
Die aktuelle Zeit ist den Künstler*innen des MotzArts Kabarett Festivals ein großes Anliegen. Der Auftakt ist fulminant. Nicht kleckern, sondern klotzen, lautet die Devise. Deshalb tritt gleich am Samstag, 28.01.2017 Nikolaus Habjan mit Manuela Linshalm und seinem bitterbösen Puppentheaterprogramm für Erwachsene auf. Der Titel des Abends, den sich der Puppenmann von Georg Kreisler ausborgte, ist Programm und feiert Salzburgpremiere: „Schlag sie tot“. Georg Kreisler verpflichtet. Zynisch, satirisch und ein absoluter Puppenkrimi aus dem Alterswohnheim Immergrün.
„Hell“ von Michael Altinger feiert nicht nur am Montag, 30.01.2017 seine Österreichpremiere, sondern trägt auch einen ambivalenten Titel. Das Programm widmet sich dem dringenden Wunsch vieler Menschen, zur Lichtgestalt zu werden. Gleichzeitig könnte „Hell“ auch gut und gerne als höllische Anspielung dienen. Bei M. Altinger geht es um Aufstieg aus der Monotonie der Vorstadt. Raus aus der immer gleichen Abfolge von Arbeit, Alkohol, verpasstem Sport und eheähnlichen Endzeitgegner*Innen. Der Kabarettist auf der Suche nach einer neuen Vision.
Das MotzArt Kabarett Festival hat einen straffen Festival-Plan. Kein Wunder, viele tolle Veranstaltungen und nur wenig Zeit. Am Dienstag, 31.01.2017 sucht deshalb Heilbutt & Rosen bereits den Rebell in sich. „Che GueVavra“ nennt sich das revolutionäre Programm, in dem der heimische Kabarettist Helmuth Vavra (Heilbutt & Rosen) Resümee zieht. Was ist eigentlich von dem aufmüpfigen Jugendlichen übrig geblieben, der er einmal war? Pointiert, herrlich selbstironisch und mit Berthold Foeger am Klavier.
Irgendwie wimmelt es von Salzburgpremieren. Christian Springers „Trotzdem“ am Mittwoch, 01.02.2017 ist auch so eine. Die Welt ist schlimm, Christian Springer hat nur eine Antwort dafür: Trotzdem! Ein Mann zeigt trotzig Haltung und haut auf unsere Feigheiten drauf. Ihm geht es um das Ganze. Ein satirischer Mutmacher, der leichtfüßig Sinn und Unsinn zu skurrilen politischen Kabarett-Geschichten verknüpft.
Die zweite Österreichpremiere ist Andreas Rebers „Amen“ am Donnerstag, 02.02.2017. Reverend Rebers ist ein streitbarer Geist, der sich mit heiligem Zorn gegen Dogmen, Doofheit und politische Manipulation zur Wehr setzt und Dinge benennt, die eigentlich niemand hören will. Herzlich Willkommen im Kabarett der radikalen Mittel.
Seit dem „Don Giovanni à trois“ 2006 kennt man Michael Quast und Sabine Fischmann als meisterhafte, satirische Interpreten*innen klassischer Opernstoffe. Mit „Carmen à trois“ steht am Freitag, 03.02.2017 ein weiterer Knaller der Opernliteratur auf dem Programm.
Seien wir doch ehrlich: Wer von uns hat noch nicht darüber nachgedacht, wie es wohl sein könnte. Wie es sich anfühlt, welche Träume, Sehnsüchte, Ängste – aber auch Freuden – damit verbunden sind, mit dem Altwerden. In ihrem neuen Programm „bis morgen“ gehen BlöZinger am Samstag, 04.02.2017 mit blitzschnellen, präzisen Rollenwechsel und aberwitzigen Wendungen diesen Fragen auf den Grund. Ursachenforschung à la carte. Très chic.
Die MotzArt Kabarett Festival-Fahrt ist rasant, schnell und höchst abwechslungsreich. Außerdem ist es ein Fixpunkt im kulturellen Geschehen Salzburgs, das man*frau nicht verpassen sollte. Ich habe mir bereits meine Favoriten*innen aus dem großen, bunten Angebot herausgepickt. Und ich freue mich schon darauf, sie live und in Farbe bei MotzArt 2017 erleben zu dürfen. Berichte folgen… eh klar. 😉
Programm & Karten: ARGEkultur
Fotonachweis: Helmut Huetter (MotzArt), Barbara Palffy (Schlag sie tot), Martina Bogdahn (Hell), Carmen à trois (Wolfgang Runkel)