Wy? That’s Wy!
Neuer Schweden-Export – das Debütalbum OKAY von Wy wurde im Oktober veröffentlicht und lädt mit großen Emotionen zur Seelenwanderung.
Knackig und konzis – das schwedische Duo „Wy“ beweist mit seiner Namenswahl Mut zur Kürze, aber auch sonst haben Ebba Ågren und Michel Gustafsson einiges drauf. Nach den ersten Singles und EPs veröffentlichte Wy ihr Debütalbum OKAY und demonstriert, dass Malmö mehr zu bieten hat als nostalgisches Astrid Lindgren-Flair – zum Beispiel musikalisch-emotionale Seelenwanderungen.
Mit verträumt-melancholischen Songs und poppig-elektronischen Schattierungen knüpft Wy nahtlos an ihre musikalischen Anfänge an. Sanft und sacht starten sie mit „Indolence“ als ersten Track durch, der gleichzeitig eine lyrische Note trägt – wie auch der Rest des Albums. Von Angst, sehr vielen Tränen und durchnässten Bettkissen lässt sich die Melancholie nur schwer abschütteln. „What would I ever do“ ist eine rhetorisch in den Raum gestellte Frage, die seelenvoll-mechanisch von einem kleinen Chor repetiert wird. Dazwischen erklingt die kraftvoll und ja, melancholische Stimme von Ebba Ågren. Mit ihrer ganz eigenen Stimmfarbe, die immer leicht entrückt klingt, verleiht sie ihren Songs eine besondere und unverkennbare Note. Kraftvoll und fast schon trotzig-selbstsicher wird Wy mit „Hate to fall asleep“ – wieder sind da diese Tränen, die das Duo nicht abzuschütteln vermag, nicht abschütteln möchte. Mit „You + I“ ist sie zurück – die Trauer weicht einmal mehr der selbstbewussten Stimmkraft. Hier wird nicht philosophisch sanft in die Ferne gehaucht, sondern mit starkem Stand das eigene Territorium verteidigt. Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt; ist es doch just die enttäuschte Liebe oder die nicht erwiderte, die mit rhythmisch applizierter Instrumentierung zum Ausdruck gebracht wird.
Das melodiöse Repertoire von Wy siedelt sich mit OKAY zwischen jugendlicher Verzweiflung und Hoffnung an. Dazwischen scheint alles möglich. Das schwedische Duo lässt sich fallen und durch das melancholische, düstere und starke Nirgendwo eines jungen Gefühls-Kaleidoskops treiben. Hier wird nichts überstürzt oder übereilt; Ebba Ågren und Michel Gustafsson nehmen sich alle Zeit der Welt und verpacken ihre Emotionen in praktikable Songs für jeden emotional-adoleszenten Ausnahmezustand.
Fotonachweis: Wy
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