Jazz im Bahnhof und an anderen originellen Orten. Salzburg zeigt sich für TAKE THE A-TRAIN von einer ganz neuen Seite.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln verbinden wir verschiedene Assoziationen. Mir fallen spontan gefühlt stundenlange Fahrten mit dem Postbus ein, um von Zuhause in die Schule und später in die Arbeit zu gelangen. Manchmal machte sich der Busfahrer gar nicht erst die Mühe anzuhalten. Aus den anderen Ortschaften bereits bis zum Bersten gefüllt, passte ohnehin niemand mehr durch die Bustür. Dumm gelaufen also für uns, die wir da im Winter mehr oder weniger geduldig (weniger!) an der Haltestelle harrten. Unvergleichlich auch das Sardinenbüchsen-Gefühl, wenn man doch noch Einlass fand und auf ungewollte Tuchfühlung mit seinen Gegenübern ging. Bei jeder Kurve intensivierte sich der intime Körperkontakt. Aber das war auch irgendwie egal, man kannte sich ja ohnedies von der täglichen Bus-Odyssee. Es gibt aber natürlich auch schöne Busfahr-Momente! Irgendwie magisch das bis heute unerklärliche Phänomen meines immer wieder auftauchenden Busausweises, egal wie oft ich die Karte verlor. Irgendwann konnte ich sogar bereits die Telefonnummer des Fundbüros auswendig. Das war praktisch, weil ich ließ auch gerne andere Dinge in Bussen zurück.
In all meinen glorreichen Busfahrjahrzehnten hatte ich allerdings noch nie das Vergnügen, einen Bus voller Musik zu erleben. Und genau das ist eine der zahlreichen Attraktionen bei TAKE THE A-TRAIN, dem exklusiven Music Festival in Salzburg. 2015 premierte das kulturenverbindende Musikereignis, das nicht nur Jazz-Freund*innen in die Elisabeth-Vorstadt lockte. Weil auf Erfolgen aufgebaut werden sollte, um noch mehr Menschlein zu erfreuen, findet das einzigartige Jazzfestival vom 15. bis 18. September zum zweiten Mal statt. Unter dem Motto „orientexpress statt balkanroute“ werden Orte in, um und rund um den Salzburger Hauptbahnhof herum bespielt. Das summiert sich. Die Besucher*innen dürfen nach Lust und Laune goutieren und haben doch die Qual der Wahl. An die 40 Konzerte in vier Tagen erfordert terminliche Präzisionsarbeit. Die Locations sind so ungewöhnlich wie mannigfaltig und machen das Jazzfestival zu einem einzigartigen Erlebnis. Manche Spielstätten sind bereits aus dem Vorjahr bekannt, andere neu. Originell sind sie immer. Ungefähr genauso wie das Programm, mit dem die Veranstalter (Andreas Neumayer – Leiter des Jazzits, Werbefachmann Markus Rauchmann und Unternehmer Günther Huber) auch 2016 wieder besondere Akzente setzten möchten.
Musik verbindet. Nicht nur bei TAKE THE A-TRAIN, aber da ganz besonders. „orientexpress statt balkanroute“ ist hip in Minuskeln gehalten und steht für ein gemeinsames und offenes Europa. Der Eintritt ist meistens frei, Spenden für die aufspielenden Musiker*innen sind allerdings jederzeit willkommen. Im Laufe des Festivals treffen heimische Talente auf internationale Musiker*innen und Newcomer auf große Namen. Das Festival oszilliert zu einem (akustischen) Symbol gegen jegliche Art der Ausgrenzung und Xenophobie. Auf in eine neue Zeit!
Und da sind dann auch noch die eingangs erwähnten Busse. Die werden nämlich im Zuge des Musikereignisses zur großen Bühne. Wer Lust auf Jazz im Obus hat, sollte sich diese Chance keinesfalls entgehen lassen. Am Freitag (16.9.) und Samstag (17.9.2016) fahren die öffentlichen Verkehrsmittel regelmäßig ihre musikalische Route – kostenlose Stadtrundfahrt übrigens inklusive.
Fotonachweis: Take the A-Train & Harald Gaukel
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