HAPPY DANCE MIT BAUARBEITERDEKOLLETEE.
„Pop goes the Weasel“ oder TIM FREITAG – die Schweizer Band veröffentlichte mit „The Wave“ ihre nächste Single. Und setzt neben großen Emotionen und philosophischen Reminiszenzen auch auf ironische Bildsprache.
Bei Tim Freitag geht es Schlag auf Schlag. Die Zürcher Band rund um Frontmann Janick Pfenninger brachte kürzlich ihren neuesten Release-Clou auf den Weg: „The Wave“. Der Titel ist ein Versprechen, das das motivierte Quintett umgehend einlöst. Einer Welle gleich schwappt der Song mit den ersten rockig elektronischen Klänge auf das Publikum über und nimmt es mit auf eine abenteuerliche Reise durch emotionales Hoheitsgewässer.
Eigentlich ist „The Wave“ ja ein sehr persönlicher Song, der von großen Gefühlen handelt. Trotzdem wäre es zu kurz gegriffen, jetzt von einer schnöden Liebesschnulze zu säuseln. Das verhindert bereits die coole Attitüde von Tim Freitag und die völlige Absenz von Schnörkeln und anderen einschlägigen Elementen. Stattdessen setzt die fundierte Basis einmal mehr auf lyrische Reminiszenzen, mit Hang zu philosophischen Momenten. Die kleine Extraportion Melancholie, die sich in Lyrics, Stimme und Instrumente einschleicht, verstärkt den Effekt. Homogen und temporeich trägt der Sound die so gar nicht leichte Botschaft in die Welt hinaus. Genau dort hat auch das bereits erwähnte Versprechen seinen Ursprung. „I’m your wave, lets change the weather“, singt Janick Pfenninger mit einprägsamer Stimmfarbe. Die Band knüpft mit empathischem Sound nahtlos an den tiefgründigen Kurs an. Und dann wird es sogar noch irgendwie biblisch; Glaube, Liebe, Hoffnung – „The Wave“ ist bis zum Bersten mit Jahrtausende alten Gefühlen bepackt und schultert sie mit unglaublicher Leichtigkeit.
Ironische Bildsprache
Wer jetzt denkt, dass das schon alles war, der irrt. TIM FREITAG spricht fließend Ironisch und verpackt seine Pointen gerne in amüsanten Botschaften. An der Ernsthaftigkeit des Textes von „The Wave“ gibt es nichts zu Rütteln, aber dann ist da ja noch das dazugehörige Video. Das bricht mit sämtlichen Anspielungen und zieht seinen großartigen Humor aus gängigen Klischees: Ein Held tollt mit zwei Äxten durch das kühle Weiß der Schweizer Berge und schlägt hin und wieder vergnügt ein Holzscheit entzwei. Das Ganze könnte als hippes Musikvideo durchgehen, mit einem Protagonisten, der alle Teenager-Herzen im Sturm erobert und obendrein wäre ihm noch „Insta-Fame“ gewiss – wenn, ja, wenn der Held nicht eigentlich ein Antiheld wäre. Mit (Achtung, jetzt wird’s sexistisch) freiem, blassem Oberkörper und ohne Sixpack springt der bärtige eventuell Mittdreißiger in Jogginghose und Adidas-Sneakern durch den Schnee und präsentiert der Welt stolz sein Bauarbeiterdekolletee. Er feilt aber auch mit Inbrunst an Schneeengeln oder kneippt frohen Mutes durch eiskalte Winterbäche. Man hofft, dass er sich dabei keine Frostbeulen zugezogen hat. Und falls doch, dann tröstet zumindest die Tatsache, dass sich der Einsatz gelohnt haben dürfte – und TIM FREITAG arbeitet ohnehin bereits am Wetterwechsel.
VIDEO-CLIP: „The Wave“
BAND
Fotonachweis: Alexis Saile (Sujet), Rafael Palacio Illingworth (Band), Nicolas Ruettimann (Video-Ausschnitt)
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