Wenn dir das Leben eine Zitronen gibt, dann koch‘ doch einfach deinen Gatten
Das B-Genre verpflichtet: Am OFF Theater feierte Janna Ramos-Violantes freche Splatterkomödie Uraufführung – und hat sich mit „Wie man seinen Gatten kocht“ schwarzen Humor und Ironie ganz groß auf die Fahnen geschrieben.
„Er rannte mir in die Schaufel … Zwölfmal!“ Was wie ein Ausschnitt aus dem Musical Chicago klingt, stammt auch von genau dort. Für die Uraufführung ihres neuen Stücks “Wie man seinen Gatten kocht” textete Janna Ramos-Violante den bekannten Ausschnitt aus dem „Zellenblocktango“ um. Aber auch „Maria“ (The Sound of Music), „Tomorrow“ (Annie) oder „Defying Gravity“ (Wicked) hat die umtriebige Kulturschaffende in neue Versionen gepackt. Jetzt bilden sie den Soundtrack für ihre Splatterkomödie und machen ziemlich viel Spaß – wie so vieles an diesem Abend.
In aller Plot-Kürze
Maria Magdalena steht vor einem Dilemma. Ihren Ehemann hat sie eben um die Ecke gebracht – aber wie entsorgen? Da kommt ihr die grandiose Idee, ihn zu kochen. Das beseitigt nicht nur alle Spuren, sondern schont obendrein noch das Haushaltsbudget. Und schon macht sich die Frau, die irgendwo in den Fünfzigern stecken geblieben ist, daran, die Gefriertruhe zu durchforsten.
Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt …
Selbstbewusste Frauen vor! Allen voran Maria Magdalena (Diana Paul), die im Rockabilly-Outfit ihre One-Woman-Show präsentiert – garniert mit sehr viel schwarzem Humor und jeder Menge Ironie. Ernst zu nehmen ist hier nur sehr wenig – und das muss so sein. Die trashige Splatterkomödie frönt den frechen Pointen und schnellen Gags. Fröhlich wirft Diana Pauls Figur deshalb mit fragwürdigen Tipps zur Ehemann-Resteverwertung (Kartoffeln, Knoblauch, Olivenöl und ein Hauch Zitrone) oder der Entsorgung von Tatwaffen (Willhaben) um sich, während ihr Augenaufschlag zwischen kokett, unschuldig und entwaffnend ehrlich oszilliert. Wer könnte Maria Magdalena da schon ernsthaft böse sein?
Wenn die Figur dann plötzlich wieder in einen Musicalsong ausbricht, besitzt das durchaus Bollywood-Charakter. Auch dort hüpfen die Figuren in der Regel unvermutet hinter Schweizer (!) Bergen hervor und singen sich die Seele aus dem Leib. Gut, die Alpen fehlen an diesem Abend und auch sonst ist Diana Paul mit ihrer Gefriertruhe nur auf sich gestellt. Aber sie meistert die Challenge mit bester Nonchalance. Die gute Laune bleibt immer präsent und wird von der Beleuchtung gelungen übertrieben inszeniert: Das B-Genre verpflichtet.
Einzig der Schluss kommt unerwartet. Von wegen Traumsequenz, wie anfangs angedeutet. Stattdessen hängt jetzt das Publikum. Wie, schon aus? Vergnüglich war die Splatterkomödie trotz des hastigen Endes dennoch – selbst wenn es schlussendlich an Motivation mangelt, das Rezept nachzukochen. Aber das ist auch besser so.
Fotonachweis: Taro Ebihara // OFF Theater
Artikel zum Download in PDF-Format






