Ein kleines weißes Etwas erobert die Welt
In PICCOLA BALLATA PER PEU geht ein weißer Punkt auf Reisen. Das Tanzlied aus Licht, Musik und Malerei lädt zu fantastischen Gedankenflügen ein.
Zuerst ist da durchsichtige Scheibe, die das BimBam Publikum von PICCOLA BALLATA PER PEU im Republic erwartet. Halt, wo? Richtig gehört, das Festival für Klein(st)kinder des Toihaus Theaters ist flügge und unternimmt auch gerne Ausflüge an andere Orte. Deshalb sammeln sich für das italienische Tanzlied aus Licht, Musik und Malerei Groß, Kleiner und ganz Klein im plötzlich hallenartig wirkenden Republic. Der gigantische Effekt hält aber nur, solange das Licht noch an ist. Einmal auf die Bühne fokussiert, schrumpft der Raum auf ein gemütliches Maß und die Reise kann beginnen.
Es ist der Weg des kleinen weißen Punktes auf der durchsichtigen Scheibe. Eben noch leer, befindet sich der weiße Klecks plötzlich mitten im Zentrum und verändert sich zu den Klängen der Musikerin am Vibraphon (Musik komponiert und gespielt von: Saya Namikawa). Im Mutterleib wächst das unbekannte Etwas ziemlich schnell über sich selbst hinaus. Ist es ein Gesicht, das da entsteht oder eine Kugel? Die Meinungen des kleinen Publikums surren nur so durch die Zuschauerreihen, aus dem kindlichen Gemurmel ist immer wieder die gleiche Frage zu hören „was ist denn das?“. Im beinahe gleichen Augenblick wird sie wie von selbst auch schon beantwortet, nur um Sekunden später neuerlich gestellt zu werden.
Musik und Licht leihen dem schon längst nicht mehr weißen Etwas auf der durchsichtigen Scheibe ihren Rhythmus. Gleichzeitig experimentiert der Maler, der hinter der Farbexplosion steht, mit verschiedenen Effekten (Regie und Livemalerei: Dario Moretti). Langsam kippt er ein volles Glas Wasser über die ungewöhnliche Leinwand. Laut plätschert es an der Scheibe hinab, ehe kurz darauf bereits dicke Farbspritzer auf ihr landen. Wenn die Malerhand über den – zugegeben, mittlerweile etwas braunen – Farbkreis kratzt, dann quietscht es unangenehm laut, aber bald ändert der Künstler seine Taktik. Wieder greift er zu seinen Pinseln und setz erneut an. Mit wechselnder Beleuchtung entsteht ein großartiges Farben-Potpourri, aus der alsbald Blümchen, Herzen und Gras wachsen. Außerdem sind da noch Sonne und Mond – auch wenn manche Minis im Publikum etwas von ‚Banane‘ raunen. Die Fantasie ist flexibel und der Tanz aus Licht, Musik und Malerei steht allen Interpretationen offen. Dann also eine Welt mit Sonne und Banane, da ist es dann auch nur konsequent, dass im Inneren davon ein Haus, eine Frau, ein Mann und ein Tier auf dem Kopf stehen.
Das ist der Augenblick! Das kleine Lebewesen, Piccolo Essere Umano (PEU), hat sich seinen Weg erfolgreich ans Licht gebahnt. Und am Ende darf das Publikum die Reise sogar ein bisschen weiter träumen… 😉
Fotonachweis: Arianna Maiocchi // Teatro all’improvviso
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