Alle guten Dinge sind drei | Philipp Bruckschlögel

Alle guten Dinge sind drei – Theater der Mitte

Lasst die Baby-Spiele beginnen: Die Uraufführung von Benjamin Blaikners Schauspiel „Alle guten Dinge sind drei“ liefert gleich mehrere Antworten auf die unverhoffte Feststellung, oops, wir sind schwanger.

„Ich bin schwanger.“ Mindestens dreimal fällt Stefanie mit der frohen Botschaft und Matratze auf die Bühne. Das sollte Hinweis genug sein, dass sie und Freund Sasha die süße Neuigkeit in Kürze gleich mehrmals durchleben werden. Allerdings, so süß wie auf den ersten Blick ist die Nachricht bei näherer Betrachtung nicht immer. Das ist ein Vorteil, denn sonst wäre das Schauspiel „Alle guten Dinge sind drei“ auch im Hauptabendprogramm vor südenglischer Kulisse anzutreffen. Da Benjamin Blaikner aber die tiefgründigen Sujets umtreiben, nicht die Schmonzetten, feiert sein Stück im Keller des Kleine Theater Uraufführung.

Über gängige Moralvorstellungen und Sprachspielereien

In straffen 100 Minuten entfaltet sich eine der dringlichsten Fragen von Endzwanzigern und Thirty-Somethings: Wir sind schwanger, was nun? Autor und Regisseur Benjamin Blaikner lässt seinen Figuren erst gar keine Wahl und spielt paradigmatisch drei Varianten so konsequent wie augenzwinkernd durch. Das wird durch die Schauspieler Helena May Heber und Raphael Steiner leichtfüßig und griffig auf die Protagonisten übertragen. Während Raphael Steiners Sasha auch als Concierge agiert, der die Baby-Spiele einläutet und für entsprechende Innenschau sorgt, ist Helena May Hebers Stefanie auf den emotionalen Ausnahmezustand gebucht. Wenn man so möchte, könnte man hier auch typische Frauen-Männerklischees verorten, allerdings kommen sie selten so durchdacht und empathisch daher wie in dieser Inszenierung.

Das liegt auch an den gehaltvollen Dialogen, die das ganze emotionale Spektrum abdecken: von heiter bis verletzend. Mit ihren philosophischen Denkanstößen, der subtilen Einflechtung von gängigen Moralvorstellungen und Sprachspielereien lässt sich auch klar die Handschrift von Autor Benjamin Blaikner erkennen.

„Alle guten Dinge sind drei“: Wer die Wahl hat…

Zwischen den Szenen mit immer unterschiedlichem Ausgang folgen heitere Dating-Klischees (von ihr), wunderschön interpretierte musikalische Einlagen (von ihm & manchmal ihr) sowie beeindruckende Tonkunstuntermalung mit Live-Charakter (von Florian Sighartner).  Dann ist da aber auch noch das Bühnenbild mit konsequent roter Farbwahl und zwei Matratzen, die sich so entblättern, wie das sonst nur die berühmten Matroschka Figuren können, nebenbei dienen sie auch als portable Leinwände, was wirklich praktisch ist (Ausstattung: Nora Fankhauser, Bühne: Hannes Ölböck). 

Das Ende liefert mit etwas Glück ein Aha-Erlebnis, zumindest dann, wenn einer schon genau diese eine Frage selbst den halben Abend im Kopf herumgeisterte. Vielleicht wäre es aber auch spannender gewesen, die Auflösung auf einen Satz zu reduzieren. So erklärt sich „Alle guten Dinge sind drei“ in den letzten Minuten dann noch selbst, was gar nicht notwendig gewesen wäre. Aber, wie das Publikum an diesem Abend auch gelernt hat, man trifft vor die Wahl gestellt meistens die falsche Entscheidung. Das zumindest bietet die Gelegenheit, sich zurückzulehnen und noch etwas über das Schauspiel zu Sinnieren. Übrigens zahlt für die Produktion niemand Eintritt, nur Austritt und der darf selbst bestimmt werden.

 

Fotonachweis: Philipp Bruckschlögl

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