Arielle, die Meerjungfrau – Salzburger Landestheater

Es ist die wunderbare Unterwasserwelt von ARIELLE, die bei der Produktion des Salzburger Landestheaters sofort ins Auge springt und das noch ehe sich der Vorhang überhaupt richtig lüften konnte. Geheimnisvoll anders und sehr blau leuchtet die Behausung der Meeresbewohner und versetzt nicht nur Kinder in entzücktes Staunen. Die Kostüme sorgen für das märchenhafte Ihrige.

ARIELLE, DIE MEERJUNGFRAU basiert auf dem 1837 erschienen Kunstmärchen von Hans Christian Andersen und orientiert sich gleichzeitig an der Disney-Produktion von 1989. Das garantiert ein Happy End und buntes Farbspektakel, für das Regisseurin Astrid Großgasteiger und ihr Team großzügig in die Farbtöpfe griffen.

Arielle ist unglücklich. Sie will endlich die Menschen kennenlernen und lässt sich auch von ihrem Vater, Meereskönig Triton, nicht länger auf später vertrösten. Da kommt es ganz gelegen, dass Prinz Eric mit seinem Boot kentert und auf den Meeresboden sinkt. Ohne Arielles beherztes Eingreifen und ihre Rückführung an den sicheren Strand wäre Eric verloren. Das weiß auch der junge Prinz und ist ziemlich froh über seine Rettung. Ja, er hat sich sogar prompt in das unbekannte Mädchen verliebt, nur kann er sich leider nicht an sie erinnern. Einzig ihre wunderbare Stimme hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Arielle, inzwischen von Sehnsucht getrieben, lässt sich auf einen einseitigen Handel mit der hinterlistigen Meereshexe Ursula ein. Sie tauscht ihre Fischflosse gegen ein Paar menschliche Beine. Allerdings muss sie der attraktive Prinz binnen drei Tagen küssen, sonst zerfällt das Meeresmädchen zu sprichwörtlichem Schaum auf den Wellen. Ein straffer Zeitplan also, für den Arielle auch nicht eingeplant hatte, ohne Stimme auszukommen. Die hat nämlich zwischenzeitlich Ursula einkassiert, um sich an Triton zu rächen. Aber wozu gibt es Freunde und Familie?!

Das Erste, was an der Produktion auffällt, mag zwar die fabelhafte Unterwasserwelt sein, das Zweite ist aber Arielles bester Freund Ferdinand, das Seepferdchen. Gregor Weisgerber füllt diese Rolle mit Bravour, sehr viel kindlichem Charme und jeder Menge Euphorie. Die immer wieder eingeflochtenen Sprachspiele serviert Weisgerber mit einer ihm selbstverständlichen Leichtigkeit und Spielfreude, die die Kinder im Saal entsprechend begeistert honorieren. Hanna Kastner agiert ähnlich natürlich als mädchenhafte Arielle, die gemeinsam mit ihren Schwestern (Elisa Afie Agbaglah als Attina und Adrienne Lejko als Aquata) mit wunderbarer Stimme für musikalische Einsprengsel im Stück sorgt. Da verwundert es nicht, wenn ihr die Meereshexe die gerne abspenstig machen würde. Denn die Hexe klingt in dem riesigen transparenten Vakuumluftball, der vermutlich noch aus der FAUST II Produktion stammt, etwas blechern. Herrlich böse wird sie von Julienne Pfeil gemimt, verstärkt durch Kostüm und Beleuchtung, ja und am Ende könnte beinahe Mitleid mit der garstigen Wasserfrau aufkommen. Tritons Zorn hat sie jedenfalls erfolgreich auf sich gezogen und der entlädt sich ziemlich beeindruckend und laut (als Triton – Gero Nievelstein).

Kleine Details am Bühnenkonzept erinnern bisweilen an vergangene Produktionen (okay, eigentlich nur an „König Badeschwamm“), runden aber das stimmige Gesamtbild ziemlich perfekt ab. So beschränkt sich ARIELLE auf ein einziges Bühnenbild, dass durch eine hebebühnenartige Installation einfach und schnell zwischen Meeres- und Strandkulisse wechselt. Je nach Bedarf schraubt sich die Topographie nach oben oder unten (Kulisse und Kostüme: Karl-Heinz Steck). Nennenswert sind auch die gelungenen Übergänge der Meeresbewohner an Land und vice versa. Gleich zu Beginn „schwimmt“ der Prinz mit wackeligen Zügen und Schwimmflügelchen an den Armen mehrmals über dem Bühnenbild hinweg. Begeistertes und amüsiertes Staunen. Ein schöner Einfall, vor allem dann, wenn Arielle im Gegenzug dazu grazil durch das Meer taucht und ein exzellentes Unterwasser-Äquivalent zu dem Landprinzen bildet.

Worum sich die kleine Meerjungfrau aber so vehement für Eric entschieden hat, wird wohl auf ewig ein mythologisches Geheimnis bleiben. Immerhin hat Eric das Mädchen einzig an ihrer Stimme wiedererkannt und das auch nur, weil die halbe Meerespopulation dafür an einer Alge zog. Wenn schon Metamorphose, dann bitte doch lieber in ein Seepferdchen. Mit Ferdinand wäre es zumindest niemals langweilig. 😉

 

Fotonachweis: Anna-Maria Löffelberger

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