ALBUM POESIE.
Sie waren nie wirklich weg, sind jetzt aber voll zurück. Brothers van Yarns feiern mit dem Album-Release ON YOUR OWN ein eindrückliches Revival und laden zur musikalischen Reise.
Einer der besten Filme überhaupt, „The Fall“ von Tarsem Sing, beginnt mit den Worten: „Shall I tell you a story? Close your eyes…“. Was folgt sind farbenprächtige Bilder, die durch die Macht der Fantasie ein fabelhaftes Eigenleben entwickeln. Auf das Storytelling verstehen sich aber nicht nur indische Filmregisseure, ambitionierte Märchenonkel oder findige Texter. Auch auf musikalischer Ebene sind Geschichten gern gesehene Gäste. Freilich haben sie es dort nicht immer leicht und müssen so manchen Reim-dich-oder-stirb-Lyrics und sinnbefreiten Worthülsen weichen. Keine Gefahr bei Brothers van Yarns: Die Salzburger Band trägt das Geschichten-Gen bereits im Namen und der verpflichtet bekanntlich.
Willkommen zurück
Eigentlich liest sich die Story von Brothers van Yarns selbst wie eine Geschichte. Man fand sich während einer Reise und entwickelte vielleicht auch gerade daraus den eigenwillig-eingängigen Stil, der zur musikalischen Signatur wurde. Brothers van Yarns bezeichnen ihn als progressiven Folk, mit akustischen Instrumenten und elektronischen Beats. In den vergangenen Monaten war es ruhig um die Band aus Golling. Auch wenn sie eigentlich nie wirklich weg waren, waren sie aber eben auch nicht mehr richtig da. Bis vor Kurzem. Jetzt gibt die Austro-Band Vollgas und feiert dieses Ereignis gebührend mit frischen Tracks und neuem Album. Because they can.
On Your Own
Nicht kleckern, sondern klotzen lautet die Devise von Brothers van Yarns. Temporeich startet das neue Album mit „Head“ durch. Passenderweise sind auch die Lyrics auf neu getuned. „Hello you“, tönt Frontmann Lorenz Prötzner „what you feel, what you see, it’s all in your head“, während das musikalische Arrangement Geschwindigkeit aufnimmt. Für spannende Abwechslung und die spezielle Brothers van Yarns-Note sorgt die Instrumentierung – Pop verbindet sich mit Folk und kokettiert mit Troubadour. Melancholisch, aber nicht minder evokativ lässt sich das personalisierte, titelgebende „On My Own“ an. Um die Dramatik weiter zu steigern, schrauben sich die Stimmen der Backing Vocals in ungeahnte Höhen. Es darf festgehalten werden, ja, das wirkt. Vor allem dann, wenn auch noch das Flügelhorn (Thomas Ruggenthaler) dazustößt und die Musik Kurs auf Lautstärke nimmt.
Psychedelischer e-Trip
„Cocktail“ ist eine Liebeserklärung an elektronische Beats und den Sommer. Eine riskantes Manöver – Urlaubsflair mit Sonnenbrand und Cocktail-Hangover. Das Ergebnis ist ein fluoreszierendes Arrangement, das bisweilen ins Psychedelische abdriftet. Dem können sich selbst eingefleischte e-Verweigerer nicht entziehen und geben sich deshalb gerne dem musikalischen Rausch hin. Apropos elektronische Beats; die dominieren auch in „Call Me Back“. Kann man mögen. Wer das nicht tut, darf sich zumindest an den Lyrics erfreuen und der Instrumentierung, die es trotz aller elektronischen Spielereien in den Fokus schafft. Den Abschluss bildet ein melancholisches „Banana“ – das mit den ganz großen Gefühlen den Song-Reigen stimmig schließt. Spätestens an dieser Stelle dominiert dann auch wieder progressiver Folk und der sorgt bekanntlich für diesen ganz speziellen Brothers van Yarns-Vibe. Und von dem gibt es in der nächsten Zeit hoffentlich wieder viel mehr zu hören und zu sehen.
Fotonachweis: Ungefragt „entliehen“ von der Brothers van Yarns FB-Seite (verspäteter Dank an dieser Stelle!) und Screenshot (erklärt die nicht „ganz“ – ok, gar nicht – lupenreine Qualität).
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