Britischer Humor goes Österreich.
Zwei Männer, eine Bühne und ganz viel Komödie: DER MESSIAS im Kleinen Theater in Salzburg. Die etwas andere Weihnachtsgeschichte glänzt mit lockerem Witz und noch mehr guter Laune.
Normale Weihnachtsgeschichten kann jeder, ausgefallene nur wenige. Das dachte sich vermutlich auch Patrick Barlow und verfasste mit DER MESSIAS eine Weihnachtskomödie der etwas anderen Art. Es trifft sich hervorragend, dass die aktuell gerade in Salzburg am Kleinen Theater zum besten gegeben wird. Denn Fabian Kametz inszenierte das heitere Treiben, das vorzüglich – wer hätte das gedacht – auf Weihnachten einstimmt, turbulent und alles andere als besinnlich.
Mit Edi Jäger und Georg Clementi ist das Zwei-Mann-Stück wunderbar besetzt. Da kann dann ja eigentlich auch gar nichts mehr schiefgehen. Und tatsächlich, die zwei Mimen haben nicht nur ihr Können und jede Menge Theatererfahrung im Gepäck, sondern sogar ihr eigenes, personalisiertes Bühnenbild. Das beschränkt sich höchst praktikabel auf zwei Flipcharts und eine Wundertruhe à la Mary Poppins; ein nie enden wollendes Arsenal an Requisiten ist damit garantiert.
Es war einmal…
Naturgemäß startet die große Weihnachtsgeschichte im Jahre Null. Edi (E. Jäger) und Georg (G. Clementi) übernehmen alle Rollen und interpretieren mit Inbrunst. Freilich sind bei so viel Eifer und Enthusiasmus auch der eine oder andere, ok, die einen oder anderen Konflikte vorprogrammiert. Georg entpuppt sich bereits eingangs als der Anführer, der gerne das Geschehen strukturiert. Sein Streben nach Perfektion bekommen Edi und die Lichttechnik zu spüren, aber auch das Publikum. Empört bricht Georg kurzum die Szene des Volkes ab; aufgrund pubertären Verhaltens seitens des Publikums, wie er beleidigt äußert. Wenig später schmollt auch schon Edi zum ersten Mal. Es ist dieses Hin und Her, ein Nehmen und Geben, ein sich Streiten und wieder Zusammenfinden, das das Publikum köstlich unterhält. Und ja, dazwischen wird auch noch das Weihnachtsevangelium originell rekapituliert. E. Jäger und G. Clementi alternieren dafür problemlos zwischen ihren Alter Egos und den diversen Rollen, die wiederum die Alter Egos übernehmen. Gar nicht so einfach, da noch den Überblick zu wahren und die Rollen von den eigentlichen Mimen zu differenzieren. Es zeugt von der Qualität des Schauspiels, dass irgendwann tatsächlich sämtliche Ebenen im Kopf der theatererprobten Zuschauerin durcheinander geraten und erst wieder genüsslich entwirrt werden müssen.
Das Repertoire
Wortwitz und Handlung sind in F. Kametz MESSIAS‘ nicht nur eng miteinander verwoben, sondern werden von den Schauspielern prompt und prononciert auf den Punkt geliefert. Die erstaunlich wenigen Mitteln, die ihnen dabei zur Verfügung stehen, setzen sie gekonnt in Szene. Neben den obligatorischen Palästinensertüchern nutzen sie vor allem auch den eigenen Körper und ihre Mimik, um den verschiedenen Darstellungen das Tüpfelchen auf dem Handlungs-i zu verleihen. Das gelingt hervorragend. Höchst amüsant wird es vor allem dann, wenn plötzlich ein König Herodes (E. Jäger) in bayrischer Sprachmelodie flammende Reden schwingt. Aber auch die zwei Hirten Abdullah (E. Jäger) und Schlomo (G. Clementi), die im Salzburger und Tiroler Regiolekt parlieren, sorgen für großartige Unterhaltung. Außerdem sind die Zwei vermutlich auch die ganz eigene Version einer gelungenen völkerverbindenden Freundschaft. Wo doch der „Salzburger“ Abdullah arabischer und der „Südtiroler“ Schlomo jüdischer Herkunft ist.
Pointierte Zeichnungen, symbolhafte Andeutungen und eindeutig verfasste Nachrichten des praktikablen Bühnenbilds runden das turbulente vorweihnachtliche Geschehen ab. Mit der Hilfe der Flipcharts wird aus einer simplen Leiter plötzlich ein weißes Dromedar oder ein sturer Esel. Außerdem ist in den humorigen 100 Minuten selbstverständlich auch die Geburt Jesu „live“ mitzuerleben. Fachgerecht kommentiert durch die Hebamme (E. Jäger) und den engagierten Göttergatten Josef (G. Clementi). Letzterer erteilt auch gerne Ratschläge zur Lotusgeburt (oder wie immer das präferierte Nabelschnur-Modell nun genau lauten mag).
Und sie lebten…
Selbstverständlich endet der Abend mit einem Happy End. Das Sujet liefert immerhin das Weihnachtsevangelium und ist die Geburt Christi nicht ein Fest der Liebe, des Friedens und so weiter?! Eben. Das gilt dann auch für Edi und Georg. Da verwundert es nicht, dass nach so einer weihnachtlichen Komödie ein tatsächlich nur als vorweihnachtlich zu benennendes Gefühl in der Zuschauerin aufflammt. Und das Ende November. Wie sich das dann wohl im Dezember erst anfühlen mag?! 😉
Fotonachweis: Foto Flausen
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