Die jungen Komödien-Wilden
Bühne frei! heißt es an drei Festival-Tagen in den Salzburger Kammerspielen für junge Komödien-Schreiber*innen, die zur FREIHEIT DES LACHENS antreten. Es winkt ein Verlagsvertrag für die Kreativen – und kurzweilige Unterhaltung für das Publikum.
Die einen gehen zum Lachen in den Keller, die anderen in die Kammerspiele. Dort findet heuer zum ersten Mal der „Wettbewerb neuer Komödientexte“ statt: DIE FREIHEIT DES LACHENS. Lachen ist gut, vor allem in Zeiten, wo die Medien sich täglich mit Katastrophen überbieten. Lachen ist sogar so gut, dass es bereits eigene Kurse dafür gibt – schon mal Lachyoga probiert?!
Grund zum Lachen gibt es beim FESTIVAL DER „NEUEN KOMÖDIE“ in den Kammerspielen des Landestheater Salzburgs jede Menge. Auf der überschaubaren Bühne werden an drei Abenden jeweils zehn der knapp 50 Einsendungen präsentiert – hochgerechnet stehen damit die prozentualen Teilnahme-Chancen also recht gut. Die Komödientexte stammen aus der Feder von jungen Nachwuchsautoren*innen; eine Gruppe also, die normalerweise ein Mauerblümchendasein im Kampf um einen Sonnenplatz fristet. Das ist bei diesem Festival anders und den ausgewählten Texten sind 10 Minuten Bühnenraum sicher.
Was in den Kammerspielen passiert, bleibt in den Kammerspielen – ganz und gar nicht. Als Preis winkt ein hübscher Verlagsvertrag und eine komplette Lesung am Landestheater. Bis dahin dauert es aber drei Vorstellungen, an denen das Publikum, den*die Sieger*in kürt. Immer mit dabei, ein Promi-Team, das die Lesungen live kommentiert. Am ersten Abend sitzen Gregor Seberg und Andreas Vitasek auf der Bühne, die von Thorsten Sievert szenisch eingerichtet wurde. Gleich daneben, dicht gedrängt, fünf Mimen voller Tatendrang, die jovial mit Vornamen vorgestellt werden. Vermutlich, weil es für eine vertraute Atmosphäre sorgt. Vielleicht erinnert der Abend deshalb auch ein bisschen an eine Mischung aus Leseprobe mit einer Brise Casting-Reminiszenzen. Ist es natürlich beides nicht; stattdessen beginnt ein kurzweiliger Abend, der trotz stolzer drei Stunden in erstaunlich rasantem Tempo seinen Lauf nimmt.
Für jede Menge Abwechslung sorgen die unterschiedlichsten Komödien – die von Wiener Papierhandel („papier.waren-pospischil“ von Theodora Bauer), über ein falsches Familienidyll mit mehreren Liebhabern und zwei erfundenen Kindern („Fallende Kartenhäuser“ von Andreas Manfred Gebhard) bis ins Zeugenschutzprogramm und die tiefste bayrische Provinz („Neu geboren“ von Michael Gantenberg) führen. Die Kreativität der Autor*innen kennt dabei keine Grenzen, wobei vor allem heiteres Frauenleben aus Männerperspektive („Im Bett mit Thesaurus“ von Frank Conrad) auf viel Publikumsliebe stößt und Geburten sehr en vogue scheinen. Apropos, die Jury entwickelt alsbald detektivischen Spürsinn. Fachmännisch beurteilen sie Plot Twists, tasten sich über den Schreibstil an das Alter der Schreibenden heran oder decken Plot Holes auf. Spätestens bei den Cliffhängern werden die abwesenden Verfasser*innen der Texte schmerzlich vermisst.
Genauso beachtlich wie die Leistung der Komödien-Autoren*innen ist die der Schauspieler*innnen. Im Minutentakt tauchen sie in neue Welten ab, die sie für das Publikum lebendig werden lassen. Dass dabei sichtlich viel Spaß im Spiel ist, wird rasch deutlich. Während die einen Titel, Autor*in und Figuren nennen, stellen sich die anderen bereits in ihren Rollen vor und geben damit einen kleinen Vorgeschmack auf das Kommende. Mit sehr viel Gestik und noch mehr Ausdruck präsentieren Georg Clementi, Nikola Rudle und Britta Bayer ihre Figuren. Vor allem Georg Clementi hängt sich mit jeder Faser seines Körpers in die unterschiedlichen Charaktere und zeigt ein Talent für das Weibliche: sein altes Drogen konsumierende Mütterlein aus „papier.waren.pospischil“ (Theodora Bauer) kommt voll an. Frauen kann aber auch Christoph Wieschke, wie sich herausstellt, als der Schauspieler in die Rolle von Lena schlüpft; eine junge Frau aus einer Dreier-Clique, die beim Speed-Dating ihr Gegenüber in Grund und Boden schwatzt („Im Bett mit Thesaurus“ – Frank Conrad). Sascha Oskar Weis gibt u.a. einen amüsant-schrägen Flugzeug-Entführer, der sich von einem Journalisten (Georg Clementi) auf Story-Suche in eine noch abstrusere Geschichte verwickeln lässt („Er hat eine Bombe“ – Peter Hengl und Marc Schlegel).
Storys gibt es an diesem Abend einige. Manche sind unglaublich amüsant, höchst selten muss auf der Suche nach Humor die Lupe ausgepackt werden. Rasch wird allerdings auch deutlich, der Erfolg des Dargebotenen ist eng mit den Schauspieler*innen verknüpft. Abhängig sind die Ausschnitte allerdings auch vom Geschmack der Anwesenden, die dann letztendlich auch über den*die Gewinnner*in entscheiden. An diesem Abend ist es übrigens die heitere Story um die drei Freundinnen aus „Im Bett mit Thesaurus“, die erstaunlicherweise von einem Mann geschrieben wurde (Frank Conrad). Aber vielleicht trifft sie auch deshalb genau den Humor-Nerv – weil dabei schamlos sämtliche Klischees ausgeschlachtet werden und am Ende sogar die Schauspieler*innen lachend auf ihrem Gemeinschaftstisch liegen. Volltreffer!
Fotonachweis: Christina Canaval
by