Du, ein Sandkorn und ich – Toihaus Theater Salzburg

Die kleinen Besucher*innen folgen wie gebannt der tänzerisch-musikalischen Entdeckungsreise DU, EIN SANDKORN UND ICH im Toihaus Theater Salzburg, während die Erwachsenen schmunzelnd auf einen Teil ihrer Kindheit stoßen.

Schuhe müssen draußen bleiben. – Wer zu DU, EIN SANDKORN UND ICH möchte, tut dies ohne treue Schuhbegleiter*innen. Hätte ich das geahnt, wäre ich in unauffälligeren Socken erschienen. So sind sie zwar schwarz, aber mit weißen Punkten übersät und mittendrin das „Hello Kitty“-Wintermotiv. Für Reue ist es zu spät, deswegen unauffällig auf die Socken der anderen Erwachsenen geschielt. Erleichterung an dieser Stelle; offenbar ahnten auch die nicht alle von der ohne-Schuhe-Regel bei Kinderstücken und betreten farbenfroh besockt den Saal.

Natürlich geht es in der neuen Kinder-Produktion DU, EIN SANDKORN UND ICH (Regie: Myrto Dimitriadou, choreografische Begleitung: Katharina Schrott, Bühne, Kostüm: Ragna Heiny, musikalische Begleitung: Gudrun Raber-Plaichinger) keineswegs um Socken.  Vielmehr darum, den Blick vom großen nüchternen Ganzen abzuwenden und auf die kleinen fantastischen Komponenten zu richten, die sich gerne darin versteckt halten. Das Resultat ist poetisch, versprochen.

Märchenhaft schön entdecken Julia Schwarzbach und Gitarrist Yorgos Pervolarakis eine ganz neue Welt. Zuerst ist da diese große weiße Fläche, die Schwarzbach mit Gitarren- und Ukulelenbegleitung ertanzt. Spielerisch, fröhlich wirkt ihre gute Laune und infiziert nicht nur das junge Publikum. Dann stolpert die Performerin über erste Kleinigkeiten, die sich auf, unter und in der nur augenscheinlich weißen Oberfläche der Bühne verborgen halten und staunt. Über (fast) jedes Fundstück freut sich die junge Frau ausgiebig, deren fröhlicher Entdeckerinnen-Bühnencharakter sich als Putzfreundin entpuppt, und tanzt ausgelassen damit herum. Sie experimentiert, erfühlt und riecht gerne an ihren Funden. Die Kinder sehen, staunen und freuen sich mit. Dann wird die Tänzerin kecker und beginnt gezielt nach Details zu suchen, auf die sie immer häufiger stößt. Schwarzbach schneidet und reißt, die weiße Fläche bricht und verkleinert sich persistent, während weitere (un)gewöhnliche Dinge das Licht der Welt erblicken und in neuem Glanz erstrahlen.

DU, EIN SANDKORN UND ICH verzichtet auf Dialoge und üppige Bühnenaccessoires. Mit Tanz und Musik wird die Welt einfach und spielerisch erkundet. Tierlaute und Motorengeräusche werden simuliert, nur einmal fällt ein geflüsterter Satz: „Das ist für dich!“. Ein Ganzes wird abenteuerlustig und ruhig dekonstruiert und entpuppt sich als stringent und entspannend. Das Zielpublikum ist jung, aber keine*r der Jüngsten quengelt. Vielmehr partizipieren die kleinsten Besucher*innen mit sichtlicher Freude und winken Julia Schwarzbach schon einmal zu, wenn sie mit einem selbst gebastelten Fernrohr die Publikumsreihen sichtet.

Das Ende ist mindestens so harmonisch wie der Anfang; Performerin und Gitarrist freuen sich des Lebens und die zahlreichen kleinen Geschichten kulminieren in einem unvermutet kohärenten Erzählstrang. Und der ist obendrein auch noch ziemlich poetisch. Wie versprochen. 😉

 

Fotonachweis: Toihaus Theater / M. Grieshaber

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2 Kommentare

  1. Julia Schwarzbach, nicht Schwarzenbach 🙂 Schön beschrieben, man kann es sich bildlich vorstellen

    1. Author

      Ups! Vielen, vielen Dank für den Hinweis. Das sollte natürlich nicht passieren und ich habe den Fehler gleich behoben.
      Vielen Dank auch für das Kompliment, das freut mich sehr. 🙂

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