New Performance on the Block
Am 5.12.2017 feiert Farah Deens Solo-Performance THE SKY ABOVE, THE MUD BELOW an der ARGEkultur Premiere. Höchste Zeit für ein Porträt über die junge Künstlerin.
Im Tanzen macht Farah Deen so schnell keiner etwas vor. Die junge Performerin kann nicht nur auf klassische Tanzerfahrung wie Ballett oder Jazz verweisen, sondern macht sich aktuell als Hip-Hopperin im Contemporary-Bereich einen Namen. Gemeinsam mit ihren Freundinnen Olivia (man lernte sich passenderweise während eines Hip-Hop-Kurses kennen) und Theresa brachte Farah die angesagten Streetdance-Battles nach Salzburg – und das mit Erfolg. Schnell avancierte das FLAVOURAMA BATTLE zur fixen Größe in der jungen Salzburger Szene. Nebenbei gibt Farah Kurse an diversen Schulen, Jugendzentren, Tanzstudios und ist selbst Teil der Potpourri Urban Dance Crew, mit der sie durch ganz Europa tourt. Viele würden sich an dieser Stelle zurücklehnen und auf ihren Lorbeeren ausruhen. Farah sieht das allerdings anders und stürzt sich einfach in ihr nächstes Projekt – die erste Solo-Performance: THE SKY ABOVE, THE MUD BELOW.
In der Beschreibung zu deiner Solo-Performance steht, dass du mit „the Sky above, the Mud below“ Gesellschaftskategorien entschärfen möchtest. Wie funktioniert eigentlich so eine tänzerische, urbane ‚Entminung‘?
FD: Tänzerisch und mit meinem Outfit versuche ich für das Publikum im Laufe des Stückes Extreme aufzuzeigen, aber gleichzeitig nicht zuordenbar zu sein. Ich werde beispielsweise teilweise verhüllt auftreten. Natürlich ist gerade anfangs der Respekt vor einer verhüllten Frau groß, schließlich weiß man nicht, wie sie genau aussieht und was sich „darunter befindet“. Oft beurteilt man Menschen nach ihrer äußeren Erscheinung und steckt sie deshalb in bestimmte Schubladen. Mit meinem Tanz, der dem Publikum etwas Vertrautes geben soll, versuche ich mich frei zu fühlen, trotz Verhüllung, und will so voreingenommene Bilder entschärfen. Es geht nicht um die äußere Erscheinung, sondern um das Individuum dahinter.
„the Sky above, the Mud below“ mutet schon fast lyrisch an. Wofür steht der Titel eigentlich – für die Grenzen nach oben und unten oder für…?
FD: Der Titel steht für Gegensätzlichkeiten und Pole. Oben und unten sind natürlich zwei sehr extreme Pole, die man gleich mit dem Titel assoziieren könnte. Im Stück bewege ich mich zwischen dem Pol der Christlichkeit und dem des Islams. Das kommt aus meiner persönlichen Geschichte, da ich mit zwei Religionen aufgewachsen bin. Übersetzt heißt der Titel: „Oben der Himmel, darunter die Erde“. Meine Conclusio aus der Auseinandersetzung beziehungsweise Erfahrung mit den beiden Religionen brachte mich dazu, dass es erstens sehr viele Parallelen gibt, und egal, welcher Religion man angehört oder was mir „das Überirdische im Himmel“ vorschreibt, ich stehe immer noch auf meinen eigenen zwei Beinen im Schlamm und muss mich selbst durchs Leben wühlen. – Der genaue Titel stammt übrigens von einem französischen Dokumentarfilm über Papua-Neuguinea. In diesem Film dreht sich alles um eine Exkursion zu unerforschten Gebieten und Stämmen. Im Laufe meiner Stückentwicklung habe ich auch extrem viel Neuland entdeckt, daher finde ich den Titel sehr passend.
Was ist das Besondere an deinem Stück?
FD: Es ist eine persönliche Entdeckungsreise, auf der Suche nach mir als Individuum. Außergewöhnlich ist mein Zugang zum urbanen Tanz, der durch viele Improvisationsmomente aufgebrochen wird.
Wie kamst du auf die Idee zu deiner Solo-Performance? Gab es da einen konkreten Auslöser?
FD: Zuerst einmal muss gesagt werden, dass die Hungry Sharks Company rund um Dusana Baltic und Valentin Alfery auf mich zugekommen ist. Die Ursprungsidee überhaupt ein Solostück zu produzieren, kam also von ihnen. Ich habe mich natürlich extrem gefreut. Wir sind dann nach einer ersten Konzeptions-Phase und einigen Brainstorming-Sessions gemeinsam auf dieses Thema gekommen.
Was soll das Publikum bestenfalls aus deinem Abend mitnehmen?
FD: Offenheit und Respekt gegenüber Religionen und kein negatives Gefühl vor verhüllten muslimischen Frauen. Es wäre schön, wenn das Publikum einen Denkanstoß bekommen würde, Menschen nicht oberflächlich in Schubladen zu sortieren.
Wie fühlt es sich an, nach all den ‚Gemeinschaftsjahren‘ plötzlich alleine auf der Bühne zu stehen?
FD: Es fühlt sich schön an, obwohl ich natürlich die Gruppendynamik in den Proben manchmal vermisse. Probentechnisch ist es viel schwieriger, wenn man als Einzelperson immer an die Reihe kommt und ständig alles geben muss. Ich habe allerdings im gesamten Probenprozess extrem viel über mich gelernt, persönlich sowie tänzerisch. Alleine auf der Bühne zu stehen bedeutet aber auch eine Herausforderung, bei der ich eine große Verantwortung trage. Ich muss zu 150 Prozent präsent sein und meine gesamte Energie auf diese eine Stunde Performance bündeln. Es erfüllt mich allerdings auf allen Ebenen und ich liebe es, auf der Bühne zu tanzen, mich voll und ganz hinzugeben und das Publikum auf meine Reise mitzunehmen.
“the Sky above, the Mud below” in drei Sätzen?
FD: The Sky above, the Mud below ist ein Tanz-Solostück über die Evolution der urbanen Tänzerin Farah Deen. Die beiden Themen Weiblichkeit und Religion werden mittels urbanem Tanz und Improvisation erforscht. Ausgehend von Da Vincis menschlicher Norm soll das Stück den Blick für Individualität schärfen.
Tickets für THE SKY ABOVE, THE MUD BELOW am 5. und 6.12.2017? An der ARGEkultur natürlich!
Fotonachweis: Shananeira
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