König Ubu:ng – Toihaus Theater

„Diktalyrik“ und „Komploff“, ganz ohne „Schoiß“. – Herrlich unterhaltsam KÖNIG UBU:NG am Toihaus Theater in Salzburg.

Eine Vorlage reicht KÖNIG UBU:NG nicht. Deshalb basiert das humorvoll absurde, lustig todernste Theaterstück von Regisseur Arturas Valudskis auch praktischerweise gleich auf zwei. Irgendwie logisch, oder? Von Alfred Jarrys KÖNIG UBU stammen die menschlichen Abgründe und die Verquickung mit den spielerischen, ubuesquen Elementen. Juozas Erlickas‘ PAVADINIMAS ist der poetische Pate, literarische Aphorismen überall. Na ja, fast. Die beiden künstlerischen Größen kombiniert, entfaltet sich jedenfalls ein äußerst divergent-absurder Theaterabend im Nirgendwo. Famos.

Es sind die Masken, die an den schwarz gekleideten Protagonist*innen besonders auffallen. Die Individuen büßen ihren einzigartigen Charakter ein, die Kostümierung wirkt enthemmend. Ziemlich sogar. Tatsächlich tobt auf der Bühne das wilde Leben, das sich in Weißclown-Masken hüllt und als Karnevalske, Parodie und noch viel mehr getarnt amoralisches Gebaren produziert. Da lässt es sich leben; in der Lachkultur geborgen, sind Macht, Verrat, Mord und Verfolgung nur noch Lappalien. Dementsprechend werden sie auf amüsant ernste Weise dargeboten. Tanz und Musik sind das eine Ausdrucksmittel und werden pointiert platziert, selbst wenn sich die Performances eigentlich nur auf das Notwendigste konzentrieren. Vielleicht ein Tribut an das gemischte Ensemble, das auch Schauspieler*innen inkludiert. Doch gerade diese Vielfalt und das Verschwimmen der Genres birgt den großen Reiz. Omnipräsent der kleine Funke Unernst, der meistens zu etwas Größerem anschwillt und immer wieder für erheitertes Gekicher oder kurzes Gepruste in den Zuschauerreihen sorgt. Absurder Humor, intelligent und schwarz verpackt und hervorragend nach außen getragen.

Vulgär und grotesk kommt KÖNIG UBU:NG daher, Père Ubu hat den Weg gewiesen, graphische und phonetische Deformationen und Komposita inklusive. Sprache als anderes Mittel; von „Diktalyrik“ ist die Rede und vor einem „Komploff“ wird gewarnt. Doch dabei belässt es KÖNIG UBU:NG nicht. Im Laufe des Stücks jonglieren die Protagonist*innen mit Dialekten und Lauten, sprachlich Emotionen werden zelebriert, bisweilen bis zum Exzess. Das erfährt das „Gestühl“ auf der Bühne am eigenen Leib. Wüste Verwünschungen sind der Lohn des treuen, stummen und sehr hölzernen Gefährten. Die Texte stammen übrigens von den Künstler*innen selbst. Das Resultat ist sehenswert. Nur das mit dem berühmt-berüchtigten „Schoiß“ fehlt, auf das sich die Verfasserin dieser Zeilen bereits gefreut hatte. Aber liebes zukünftiges Publikum, nicht verzagen, immerhin gibt es da ja noch den „Scheiß“ und der wird ziemlich oft durch den Raum geschleudert. Verbal natürlich nur. Père Ubu wäre stolz.

 

Fotonachweis: M. Grieshaber // Toihaus Theater

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