Till Eulenspiegel – Theater ecce

Frech, frecher, Till Eulenspiegel!

Der wohl sympathischste Schelm, seit es Schelme gibt, treibt im Musical TILL EULENSPIEGEL (Regie: Reinhold Tritscher) sein unterhaltsames Unwesen. Lachen ausdrücklich erlaubt.

Till Eulenspiegel, dieser kluge Schalk, ist ziemlich bekannt. Nicht verwunderlich, möchte man einwerfen, unterhalten seine Possen bereits seit dem 14. Jahrhundert. Tatsächlich allerdings dürfte Dil Ulenspiegel erst auf das 16. Jahrhundert zurückdatieren und das gefinkelte Werk des Braunschweiger Zollschreibers Hermann Bote sein. Der nämlich versammelte in seinen fiktiven Erzählungen zahlreiches Schwankgut, streute einen tatsächlich bezeugten Familiennamen darüber und et voilà, der sagenumwobene Till Eulenspiegel ward geboren. Seither fasziniert der kluge Narr und fröhliche Held Groß und Klein.

Jahre später, ziemlich viele Jahre später sogar, bastelte Peter Blaikner aus dem vorhandenen literarischen Material ein wunderbar freches Musical (Lieder: Peter Blaikner und Konstantin Wecker). Dessen nahm sich jetzt Regisseur Reinhold Tritscher an und inszenierte einmal neu (Kostüme: Elisabeth Strauß, Bühne: Alois Ellmauer, Choreographie/ Akrobatiktraining: Ulfried Kirschhofer).

The Bare Necessities

R. Tritschers TILL EULENSPIEGEL beschränkt sich auf das notwendigste Bühnenbild und Requisiten (mit beinahe 3-D-Effekt), die zum Schmunzeln anregen. Mehr ist auch nicht nötig und würde vermutlich nur von Tills kurzweiligen Streichen und den frechen Dialogen ablenken. Außerdem ist da noch die Live-Band, die sich bei Fall des Vorhangs erst einmal ein Nickerchen gönnt (Rupert Bopp, Gernot Haslauer, Robert Kainar, Lukas Kletzander). Till nutzt die Gunst der Stunde und schleicht sich währenddessen auf die Bühne (liebenswert und lebhaft: Ben Pascal). Er dreht an dem einen Instrument und zupft an dem anderen. Der Schalk sitzt dem kecken jungen Schelm im Nacken, wenn er im roten Hoodie mit obligatorischer Narrenkappe gut gelaunt und nie um eine Ausrede verlegen, die Bühne auf den Kopf stellt.

Allerhand Schabernack und verbale Verrenkungen

Dabei hat es Till Eulenspiegel im gleichnamigen Musical nicht einfach. Fast scheint es so, als verfolge ihn das halbe Land, allen voran der Polizeikommissar von Wanzenreich Gustav Höllriegl (wunderbar tollpatschig: Jurek Milewski). Dummerweise verliebt sich Till dann aber auch just in dessen Tochter Nele (beinahe genauso listenreich und abenteuerlustig: Larissa Enzi). Die ist allerdings bereits einem unsäglichen Geizhals mit starkem Sprachfehler versprochen (Gerard Es). Ein Umstand, den es zu ändern gilt, sagen Nele und Till. Apropos Sprache! Die Tradition des Schelmenromans und Peter Blaikner verpflichten.  Das exquisite Resultat ist eine linguistische Explosion: Wörtliche Irrungen und verbale Wirrungen soweit das Ohr reicht. Die aberwitzigsten Wortschöpfungen werden wie am Fließband kreiert, von den Schauspieler*innen in Windeseile repetiert und von den kleinen Besucher*innen jauchzend goutiert. Besonders gefällig lässt sich dabei das Verdrehen von Eigennamen und Berufsbezeichnungen an. Der Postbote (sehr unterhaltsam: Rupert Bopp) und Tills Mutter (immer pfiffig: Bina Blumencron) können ein Lied davon singen. Beredt benennen sie den Herrn Polizeikommissar immer wieder neu, was zu den köstlichsten Kreationen führt. Natürlich sehr zum Leidwesen des Herrn Polizeidromedars, äh, Kommissars. Aber auch der Sprachfehler von Neles Verlobten sorgt – t – t – t für wahre Zuschauer*innen-Begeisterung.

Nicht nur die sprachlichen Komponenten prädestinierten TILL EULENSPIEGEL zu einem fröhlichen Familien-Musical-Ausflugsziel. Neben zahlreichen Ohrwürmern, die das Ensemble mit sehr viel Elan und noch mehr Enthusiasmus vorträgt, ist da ja noch Tills schier unerschöpfliches Scherz-Arsenal. Tatsächlich ist der schlaue Eulenspiegel nie um einen Ausweg oder Spaß verlegen. Er vermag aus noch so jeder vertrackten Situation spontan Reißaus zu nehmen. Ist Flucht nicht mehr möglich? Kein Problem für den souveränen Spaßmacher, der den Spieß einfach umdreht. Deshalb stellt Till frech der Wirtin ihr eigenes Essen in Rechnung und treibt mit einer kleinen List alle Kranken aus dem Krankenhaus. Bei Till Eulenspiegels Streichen bleibt selten ein Auge trocken. Genauso wenig wie beim Tanz des Ganoven Elektro Eder (R. Bopp), der dem Herrn Polizeikommissar aus Rache so gerne glühbirnen würde. Wenn er da nur nicht die Rechnung ohne den unbekümmerten, schabernack-freudigen Till gemacht hätte.

Lachen ist die beste Medizin.

Das weiß auch TILL EULENSPIEGEL und lebt das eigene Musical-Credo, fröhlich, frech und wunderbar.

 

 

Fotonachweis: Hauch // Theater ecce

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