Mozart's Moving Shadows | Catapult | Oval

Mozart’s Amazing Shadows – Catapult im Oval

UND EWIG LOCKT DER MUSIKUS.

Mozart jung und modern – das in der Mozartwoche im Oval uraufgeführte Schattentheater MOZART’S AMAZING SHADOWS zieht das Publikum generationsübergreifend in Bann.

Mozart ist in Salzburg omnipräsent. Egal ob als süße Schokoladenkugel, als grünstichige Statue, von Touristen überranntes Museum oder kitschige Shirts im nächsten Touristenshop. Alles kann, nichts muss. Salzburger Kinder treten mit dem musikalischen Zampano meistens das erste Mal mit der Kinderzauberflöte in Kontakt. Später folgt die eine oder andere erwachsene Inszenierung und Konzerte, Konzerte, Konzerte. Man möchte meinen, dass Salzburger ihr Mozart-Maß bereits voll haben. So ziemlich genau seit 228 Jahren. Dann aber kommt die Mozartwoche um die Ecke. 2019 zum ersten Mal mit Rolando Villazón als Intendant. Und wenn hier name-dropping vor allem das ältere Publikum in rauen Scharen anziehen dürfte, dann entpuppt sich MOZART’S AMAZING SHADOWS von Catapult als poppig-märchenhafter Magnet für die Jungen.

Messer, Schere, Licht…

Hinter dem fantasievollen Titel MOZART’S AMAZING SHADOWS verbirgt sich Catapult, die Shadow-Illusion Company von Adam Battelstein. Profan übersetzt könnte man sie auch als Scherenschnitt-Kompanie bezeichnen. Die sehr lebendigen Schattenfiguren werden von professionelle Tänzer*innen gemimt, die – man höre und staune – durch die Teilnahme an „America’s Got Talent“ zu Ruhm gelangten. Das eigentlich Faszinierende ist aber nicht ihre amerikanische Casting-Prominenz, sondern das, was sie tatsächlich können. Mit ihren Körpern erwecken sie in ausgetüftelten Choreografien Fantasiewelten zu Leben. Das Resultat sind Märchen für Kinder und Erwachsene wie MOZART’S AMAZING SHADOWS.Mozart's Moving Shadows | Catapult | Oval

In aller Plot-Kürze

Die Geschichte von Mozart und seiner Schwester Nannerl wurde schon ziemlich oft erzählt. Deshalb konzentriert sich MOZART’S AMAZING SHADOWS auch lieber auf die anderen Bewohner der Getreidegasse: Maus und seine Familie. In der Retrospektive berichtet die gealterte Maria Anna von ihrer musikalischen Kindheit, dem Königreich Rücken und dem bösen Erwachen. Mittendrin tummelt sich Mauzart, die kleine Maus, deren Schicksal mit dem von Maria Anna verwoben scheint.

Mozart Uraufführung in Salzburg – okay, MOZART’S AMAZING SHADOWS

MOZART’S AMAZING SHADOWS wurde eigens für die Mozartwoche 2019 kreiert und im Oval im Europark uraufgeführt. Die Bühne scheint perfekt gewählt, schließlich wartet sie mit eigener Leinwand auf und die Produktion setzt bei aller tänzerischen Finesse vor allem auf moderne Medien. Das Schattenspiel entwickelt durch die Symbiose aus Technik und Tanz seine Stärke und evoziert wunderschöne Bilder. Menschliches Können verbindet sich mit medialen Projektionen, Mozarts Musik rundet das märchenhafte Geschehen harmonisch ab. Dass der Plot aus amerikanischer Feder stammt, ist ihm teilweise anzumerken (Geschichte: Adam Battelstein & Jocelyn Beard). Drama, baby, drama! Mit großen Gesten und starken Emotionen begehren Nannerl und Mauzart auf. Alleine, es nützt ihnen nicht allzu viel. Oder doch, sie entdecken die ‚Kraft der Freundschaft‘ Mozart's Moving Shadows | Catapult | Oval(wieder so eine amerikanische Plattitüde).

Mauzart, der Mausejunge

Die Choreografie der Tänzer*innen und ihr Spiel mit Perspektiven wiederum fasziniert. Nahtlos greifen die Körper in genau den optimalen Augenblicken mit genau den richtigen Abständen ineinander über. Auf Fehler wartet das Auge vergeblich. Stattdessen erblicken zahlreiche Fabelwesen das Licht der Rückenwelt, werden Instrumente gespielt und Nannerls widerwillige Verheiratung auf komödiantische Art und Weise zelebriert. Silhouetten der Stadt wechseln mit der Miniaturwelt von Mauzart. Achtung, rührselig niedlich wird es, wenn sich der kleine Mausejunge selbst am Klavierspiel probiert. Man hört bereits ein verzücktes „ach, wie süß“ durch die Reihen klingen, ehe es überhaupt erklingen kann. Tatsächlich beherrscht das Ensemble das Spiel mit den Perspektiven und den Schattenfiguren vorzüglich.

Zu viele Worte

Hier droht nicht die Gefahr von Langeweile. Allerdings hätte Battelstein dem Publikum ein bisschen mehr zutrauen dürfen. Die Geschichte von Nannerl und Mauzart wird vom Band eingespielt. Die Tänzer*innen bewegen ihre Münder mehr oder minder synchron – wenig verwunderlich, handelt es sich für sie schließlich um eine Fremdsprache. Allerdings liegt die Problematik vielmehr im Bruch von glasklarem Tonband-Klang und temporeichen Tanz-Sequenzen begründet. In dieser Situation würde niemand so akzentuiert parlieren. Warum also nicht mehr Mut zu Authentizität? Vermutlich wäre die Wirkung von  MOZART’S AMAZING SHADOWS ohne eingespielte Synchronisation noch sehr viel stärker. Dass mimisch und mit Akrobatik erzählte Geschichten wunderbar funktionieren, demonstriert das Winterfest jedes Jahr aufs Neue. Was die Performance von Catapult aber wiederum sehr eindrücklich transportiert, ist die Musik von Mozart, die auch das junge Publikum im Saal einfängt. Läuft für Mozart, auch 228 Jahre später.

 

Catapult das sind: Adam Battelstein & Jocelyn Beard (Geschichte), Tobias Christianus, Gesine Blanke (Deutsche Fassung), Jason Stotz, Francesco Alfieri, Anjuli Bhattacharyya, Giorgia Cafiero, Ashley Turenchalk, Laura Ghilardi, Luca Contini, Annalisa Vancini, Sean Murphy

Fotonachweis: Wolfgang Lienbacher

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