Die Therapie Das OFF Theater

Die Therapie – Das OFF Theater

Auf das Schauspiel, fertig, los! Pünktlich zum Ende des Lockdowns feiert auch das OFF Theater in Schallmoos mit der Dramatisierung von Sebastian Fitzeks „Die Therapie“ Premiere.

Eine „Corona-Teilzeit-Lockdown-Premiere“, so nannte Theaterleiter Alex Linse das Debüt von „Die Therapie“. Der Thriller nach dem Debütroman von Sebastian Fitzek stand bereits vor einem Jahr auf dem Spielplan des Salzburger OFF Theater und konnte nicht premieren. Corona sei es nicht gedankt, oder etwa doch? Immerhin nutzte das kreative Team die Zwangspause, um das Spiel zu präzisieren. Das Ergebnis ist ein Thriller, der vor allem im ersten Teil mit seinem Spannungsbogen in Bann zieht und beweist, dass bisweilen weniger dann doch mehr ist.

In aller Plot-Kürze

Keine Zeugen, keine Spuren, keine Leiche. Josy, die zwölfjährige Tochter des bekannten Psychiaters Viktor Larenz, verschwindet unter mysteriösen Umständen. Ihr Schicksal bleibt ungeklärt. Vier Jahre später: Der trauernde Viktor hat sich in ein abgelegenes Ferienhaus zurückgezogen. Doch eine schöne Unbekannte spürt ihn dort auf. Sie wird von Wahnvorstellungen gequält. Darin erscheint ihr immer wieder ein kleines Mädchen, das ebenso spurlos verschwindet wie einst Josy. Viktor beginnt mit der Therapie, die mehr und mehr zum dramatischen Verhör wird.

„Die Therapie“: Spannung und Cliffhanger

Als Off Theater bei dem die Förderungen nicht so locker sitzen wie bei den staatlichen Kollegen, hat man’s bisweilen nicht ganz so leicht. Das OFF Theater in Salzburg machte aus dieser Not bei „Die Therapie“ aber eine Tugend. Statt auf pompöses Bühnenbild setzt es auf subtile Redundanz. Den Dreh- und Angelpunkt der überschaubaren Bühne bildet ein bewegbares Podest, eine fahrbare Mini-Bühne mit durchscheinenden Wänden an drei Seiten. Das steigert die Dramatik und lenkt den Fokus des Betrachters auf das zentrale Element in der Handlung. In diesem Fall die geheimnisvolle Fremde (Anja Clementi), die den berühmten Psychiater Dr. Larenz (Thomas Pfertner) aufsucht. Die Frau stellt sich als Anna Spiegel vor – ein Name, der, nun ja, vom Autor schon sehr offensiv gewählt wurde. Erklärbär, hallo! Anja Clementi verleiht ihr aber eine immanente Eleganz und bricht das Spiel immer am Höhepunkt nonchalant wieder ab.

„Die Therapie“ scheint der Beweis: Die Pause als Cliffhanger funktioniert nicht nur beim Film. Wildes Spekulieren im Theater und davor, nur dass im zweiten Teil dann die bis dahin aufgebaute Spannung plötzlich genauso verschwunden zu sein scheint wie das kleine Mädchen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass hier ein Strich für mehr pathologische Ambivalenz gesorgt hätte. Die Szene in der Psychiatrie scheint redundant und der kurz darauf folgende ZIB Einspieler völlig ausreichend, um den Puls noch einmal nach oben zu jagen. Der Newsflash ist zwar kurz, ließe aber genügend im Dunkeln, um weiteres schauriges Spekulieren nach dem Theaterbesuch zu befeuern.

Das Publikum liebt sein OFF

Es ist eine reife Leistung, die Thomas Pfertner an diesem Abend liefert. Ständig im Fokus der Inszenierung wuppt er ein Stück, das zum Gros auf seinen Schultern liegt und meistert es mit Bravour. Die Sympathien des OFF Stammpublikums sind ihm hörbar gewiss, aber auch sonst punktet der Mime mit schauspielerischer Vielseitigkeit, die sich für die unterschiedlichen Entwicklungsphasen vor allem aus seiner Körperlichkeit speist. Alex Linse, eigentlich Regisseur der Produktion, schlüpft in die unterschiedlichsten Nebenrollen und sorgt als Patrick Halberstaedt für einige Lacher.

Die Dramatisierung eines Romans ist nie einfach. Fitzeks „Die Therapie“ stellt da keine Ausnahme dar; dennoch gelingt dem OFF Theater eine Fassung, die vor allem im ersten Teil den Spannungsbogen vollständig ausreizt und das Publikum so in Bann zieht, dass die Pausengespräche selbsterklärend sind. Und ganz nebenbei bringt der Thriller am Haus auch Abwechslung in die Salzburger Theaterlandschaft.

 

Fotonachweis: Das OFF Theater

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