„Wenn unsere PolitikerInnen von ihren Bühnen Hass, Hetze, Ausgrenzung, Geiz und Konkurrenz predigen, dann muss die Kunst ein Gegengewicht bilden.“

Schauspielerin Nikola Jaritz-Rudle im Portrait

Kunst konstituiert für Nikola Jaritz-Rudle das Gegengewicht zum Versagen der Politik. Die Schauspielerin nutzt ihre Stimme, um etwas zu erreichen und die Welt zu verändern. Watch out, Mademoiselle Rebelle is coming!

Den meistens ist sie aus den gewichtigen Rollen am Salzburger Landestheater bekannt: Egal ob als Marianne in GESCHICHTEN AUS DEM WIENER WALD oder als Amalia in DIE RÄUBER: Nikola Jaritz-Rudle eignet sich chamäleonhaft jede Facette ihrer Charaktere an und verleiht ihnen besondere Ausdruckskraft. Schauspielerei bedeutet für die Künstlerin allerdings so viel mehr als einfach nur in fremde Rollen zu schlüpfen und bestenfalls die großen Parts abzusahnen. „Ich wollte Schauspielerin werden, weil ich dachte, dass Theater die Welt verändern kann.“ Dieses Ideal ist nach wie vor präsent. Statt an einem der prestigeträchtigen Häusern ist ihre Traumrolle aber auf einer ganz anderen Bühne verortet: „Vielleicht in einer UNO-Vollversammlung oder bei einem G20 Gipfel?!“, verrät Nikola Jaritz-Rudle und präzisiert: „Die Rolle des „Störenfried“ würde mir da am besten gefallen…“.

Kurze Wege für Nikola Jaritz-RudleNikola Jaritz-Rudle in #ERSTHELFER #FIRSTAID | Anna-Maria Löffelberger

Nach Salzburg hat es Nikola Jaritz-Rudle nach ihrem Schauspielstudium, ein paar Bewerbungen und zwölf Monaten in Innsbruck verschlagen: „Ich hatte hier ein sehr witziges und geglücktes Vorsprechen. Ein Jahr später ist auch mein mittlerweile Ehemann nach Salzburg gezogen, der zuerst beruflich nach Linz pendelte und inzwischen Schauspieler am Schauspielhaus Salzburg ist und dort die Schauspielschule leitet.“ Die Stadt selbst hat Jaritz-Rudle längst in ihr Herz geschlossen. „Ich liebe Salzburg. Die Berge, die Seen, die Schranne, die Menschen, die so freundlich sind. Hier bekommt man die Jahreszeiten so richtig mit und auch wenn es unglaubwürdig klingt, jedes Mal wenn ich über den Müllner Steg radle, denke ich: „Was für eine wunderschöne Stadt!“. Die Möglichkeit mit Kapuzinerberg und Mönchsberg innerhalb von zehn Minuten in der Natur zu sein, sogar mit Weitblick, das ist phantastisch.“

Österreich ist aktuell bei Lockdown 3 angekommen. Wie es der Schauspielerin damit geht? „Bis vor Kurzem habe ich mit Nuran David Calis #ERSTHELFER #FIRSTAID geprobt, das jetzt im Online-Stream erhältlich ist. Also bisher war mir nicht langweilig. Ich studiere nebenbei auch und werde das im Sommersemester wohl etwas intensiver betreiben können. Außerdem habe ich zwei Stiefkinder, die mit Home-Schooling viel bei uns sind, und mich ganz schön auf Trab halten. Schreiben tu‘ ich immer irgendwas und Kuchen kann man auch kaum genug backen, wie ich finde. :-)“

Social Correctness

Es klang bereits an, Nikola Jaritz-Rudle will mit Kunst etwas erreichen. „Ich finde, dass Kunst und Theater politisch sind und sein müssen. Wenn ich auf einer Bühne stehe und 700 Leute Eintritt zahlen, um mir zuzuhören, dann hat das einen gewaltigen Impakt. Diese Chance möchte ich nicht ungenützt verstreichen lassen. Unsere Welt könnte ein so schöner Ort sein, doch die Ungerechtigkeiten werden immer größer. Smartphones werden von Kindern gebaut, die dafür in Minen nach seltenen Erden graben müssen. Schokolade, Klamotten, alles was wir haben, gibt es nur, weil jemand anderes dafür ausgebeutet wurde, leiden musste, sogar sterben. Ich möchte das nicht und ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendjemand möchte. In Salzburg gibt es so unendlich reiche Leute und andere, die nicht heizen können. Ich finde das unerträglich, unnötig, unlogisch und dumm. Ein genereller Wandel kann sich nur über die gesamte Menschheit vollziehen, indem wir alle in einer friedlichen Welt leben wollen, auf der ein freundliches, hilfsbereites Miteinander herrscht. Wenn unsereNikola Jaritz-Rudle PolitikerInnen von ihren Bühnen Hass, Hetze, Ausgrenzung, Geiz und Konkurrenz predigen, dann muss die Kunst ein Gegengewicht bilden.“

Auf der Mauer, auf der Lauer

Nikola Jaritz-Rudle ist ein erstaunliches Gesamtpaket. Neben der Schauspielerei, kritischem Aktionismus, Familie und Studium wuppt sie auch noch eine literarische Karriere. Bisher allerdings vor allem in Pseudonymen und beim amerikanischen Internetriesen im Sortiment. „Also dieses Drehbuch habe ich schon 2009 verfasst. Als Corona dann kam, dachte ich auf einmal, es passt so gut. Aber eigentlich ist Amazon mein Feind und das Einzige, was ich je da bestellt habe, war ein Braut-Badeanzug (und der kam erst an, als wir schon wieder aus den Flitterwochen zurück waren, also auch kein Erfolg!). Das Pseudonym macht Spaß. Ich suche noch nach einer Aktion, um das nächste auszupacken: Mademoiselle Rebelle.“

Seltsame Zeiten und Vorfreude

Das letzte Jahr empfand die Schauspielerin als seltsam. „Ich persönlich habe sehr lange gebraucht, um Corona auch nur ansatzweise zu verstehen. Satire und Realität sind manchmal kaum mehr zu unterscheiden. Ob es da um Corona geht, Brexit-Verhandlungen, Staatshilfen an beispielsweise Novomatic, der ganze Trump-Irrsinn, Moria brennt und keiner tut was, oder Gernot Blümel, der sich nicht erinnern kann, ob er einen Laptop besitzt. Also ja, sehr seltsam.“ Für 2021 soll alles besser werden. Deshalb wünscht sich die Schauspielerin auch globalen Frieden. „Ein Ende von Hunger, Verfolgung, Folter und Terror. Grenzenlose Solidarität und viele Live-Konzerte unter freiem Himmel.“ Mit etwas Glück darf sie auch bald selbst wieder auf der Bühne stehen. „#ERSTHELFER #FIRSTAID soll spätestens im Frühling live gespielt werden. Und ich hoffe auch, dass DIE RÄUBER wieder kommt, eine Produktion, die mir ebenfalls sehr am Herzen liegt!“

Apropos Herzgegend. Einen erstaunlich normalen Wunschtraum hat dann aber auch die kritische Idealistin, unermüdliche Aktivistin und künftige Mademoiselle Rebelle: „Ich würde gerne aufs Land ziehen, aber nein, eine KünstlerInnenfamilie kann sich ein Haus in Salzburg nicht mal mieten. Also falls jemand ein Haus mit Garten günstig vermieten will, gerne melden… :-)“

 

Fotonachweis: Nikola Jaritz-Rudle (privat), Anna-Maria Löffelberger (Szenenfoto LT)

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